27.01.2024
Es geht wieder lohoooos!! Der Tank und die Akkus sind voll, die Speicherkarten leer und die Roikierer Zwei- und Vierbeiner reiselustig (nein, nicht die Katzen, die freuen sich vermutlich darauf, dass wir sie mal ein paar Tage nicht in ihrem Haus stören…). Und auf geht die Fahrt nach Schweden, genauer gesagt nach Ekhult bei Markaryd. Dort erwartet uns ein schnuckeliges Ferienhaus, in dem wir eine Woche Ferien machen wollen.
Die Fahrt ist unspektakulär und nach 5 ½ Sunden und zwei Pipipausen erreichen wir das Häuschen mitten im Wald. Ganz einsam ist es dieses Mal nicht gelegen und so halten wir zunächst am falschen Haus und wundern uns, dass es doch wesentlich runtergekommener aussieht als auf den Bildern im Internet. Dann aber finden wir unser Domizil und sind erleichtert und begeistert zugleich. Alles ist hell und modern eingerichtet, bodentiefe Fenster geben den Blick auf die umliegenden Wäldchen frei, die Küche ist in modernem Landhausstil gehalten und es gibt sogar einen Induktionsherd. Nur im Bad werden wir etwas stutzig. Neben einem großen Kompressor für die Wasserpumpe finden wir mehrere Hinweise u.a zur Toilettenbenutzung („Nach dem kleinen Geschäft nicht spülen, sonst läuft der Fäkalientank über“) und zum Wasserverbrauch („So wenig Wasser wir möglich verbrauchen, da in dieser Region massive Wasserknappheit herrscht“). Ob das alles so gut geht? Ein kleines Abenteuer ist mit diesem Haus also doch verbunden…
Nach einem kurzen ersten Einrichten fahren wir dann weiter zum obligatorischen Ersteinkauf zu ICA Kvantum nach Markaryd. Dass wir mittlerweile ordentlich Hunger haben, wird uns dabei vielleicht etwas zum Verhängnis und so landet das ein oder andere Nahrungsmittel im Wagen, was wir vielleicht nicht unbedingt benötigt hatten (Stichwort Zimtschnecken). Clemens hält allerdings dagegen, dass es sich bei Zimtschnecken in Schweden um ein Grundnahrungsmittel handelt! Also bleiben sie auch im Wagen.
Als wir wieder auf unser Grundstück kommen, werden wir lautstark von einem Kauz begrüßt, der irgendwo in den angrenzenden Bäumen sitzen muss. James ist das ganze etwas unheimlich und er traut sich nicht alleine von der Terrasse runter, um noch mal sein Beinchen zu heben. Lieber bewacht er die Kochvorgänge in der Küche. Es gibt zweierlei Ravioli in einer Gemüse-Kräuterkäsesoße und er darf natürlich den leeren Käsebecher auslecken.
Anschließend fallen wir drei müde in die äußerst bequemen Betten und schlummern nach einem Gute-Nacht-Film seelig ein.
28.01.2024
Der erste Tag bricht an und wir lassen es langsam angehen. Noch ist es trübe draußen, aber die Wettervoraussage verspricht Gutes. So genießen wir erst einmal ausgiebig unser Frühstück und beratschlagen, wohin es uns heute verschlagen soll. Klar ist, dass wir nach Ljungby in den Baumarkt (Kaminholz) und zum ICA (Abendessen) müssen. Daher schaut sich Annika bei Komoot um, ob es etwas Nettes in der Nähe gibt und wird prompt fündig: in Piksborg soll es eine Schlossruine und eine stillgelegte Eisenbahnbrücke geben. Sofort schießen Fotoideen durch ihren Kopf – der arme Hund…
Und los geht’s. Im Baumarkt kennen wir uns ja schon aus und so besorgt sich das Feuerholz fast von alleine. Da zwischenzeitlich die Sonne rausgekommen ist, fahren wir erst weiter zu besagter Brücke am Bolmen See. Und wir werden nicht enttäuscht. Der Teil des Sees ist noch gefroren und bietet eine gute Gelegenheit für fotografische Spielereien. Und auch die Brücke macht was her. Man könnte sagen: „Klein aber fein“. Und so fotografieren wir erst einmal ein bisschen herum, bis wir weiter eine kleine Runde durch den angrenzenden Wald drehen. Clemens hat noch mit den Nachwehen einer fiesen Erkältung zu tun und ist noch sehr kurzatmig. Annikas Fuß will auch nicht so recht und so fällt die Runde für unsere Verhältnisse recht kurz aus. Den Hund schein es nicht weiter zu stören, läuft er doch eh meistens die drei- bis vierfache Strecke von uns.
Zurück am Parkplatz empfängt uns dann lautes Gezwitscher. Ein riesiger Schwarm Erlenzeisige flattert in den - wer hätte das gedacht - Erlen entlang des Ufers. Natürlich haben wir kein vernünftiges Teleobjektiv dabei und so bleibt es bei einem reinen Belegfoto. Wer ganz genau hinschaut, kann die quirrligen, zitronengelben Vögel erkennen...
Zurück geht es noch einmal über Ljungby, wir waren schließlich noch nicht in „unserem“ ICA (siehe Reisetagebücher 2022 und 2023 aus Schweden). Wir kaufen uns was zum Abendessen und Clemens ersteht noch ein paar Bücher.
Es ist schon fast dunkel, als wir wieder in unserem Häuschen ankommen (Sonnenuntergang ist gegen 16.15 Uhr) und uns plagt ein bisschen der Nachmittagshunger. Zum Glück haben wir noch Reste vom Vorabend. Anschließend werden Bilder gesichtet und bearbeitet. Annika ist nicht ganz zufrieden mit Ihrer Ausbeute, Clemens mit seiner schon.
Die Zeit verrinnt aber bei Annika stellt sich kein erneuter Hunger ein – bei Clemens schon. Trotzdem verzichtet er tapfer auf das geplante Abendessen (aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben) und gibt sich mit „Stulle mit Brot“ zufrieden.
Wir lassen den Abend bei einem Spiel Phase 10 ausklingen (Annika gewinnt) und gehen dann zu Bett. Beim Wegdämmern hört Annika plötzlich merkwürdig bekannte Klänge. Auch Clemens bekommt das mit. Erst können wir es nicht richtig zuordnen, aber als es kurze Zeit später noch einmal ertönt sind wir uns sicher: um unser Haus schleicht ein liebestoller Kater, der lautstark nach seinen Damen ruft… Zu Gesicht bekommen wir ihn allerdings nicht, obwohl der Mond den Garten ausreichend erhellt. Egal, es wird langsam wirklich Zeit zu schlafen. Morgen wollen wir nämlich an die Westküste und dafür nicht all zu spät aufstehen.
29.01.2024
Es ist Montag und so langsam haben wir uns hier eingelebt. Die etwas besonderen Verhältnisse des Hauses sind jetzt schon nicht mehr ganz so neu und wir vergessen nur noch jedes zweite Mal, dass wir nicht so oft spülen sollen….
Die Sonne lacht in unser Schlafzimmerfenster, so dass wir gegen Acht dann auch aufstehen. Heute zieht es uns an die Westküste. Genau genommen nach Halmstad im Landesteil Halland. Auf dem Weg dahin gibt es einen für die Gegend beeindruckenden Wasserfall den „Danska Fall“ wo der Geschichte (oder vielleicht eher einer Sage) nach die Schweden in einem der vielen Kriege zwischen den beiden Nationen die Dänen in einen entscheidenden Hinterhalt locken konnten. Wir haben das Ziel allerdings eher wegen des 36 m hohen Wasserfalls und seiner vielen Fotomöglichkeiten aufgesucht. Außerdem sollen dort Wasseramseln und Gebirgsstelzen vorkommen. Also nix wie rein in die warmen Klamotten (das Thermometer zeigt einen Wert um den Gefrierpunkt) und los.
Die Gegend ist wirklich phänomenal. Auf dem Weg finden wir noch Haareis, dass an Holzstücken durch das Gefrieren von austretendem Wasser entsteht. Oft von gehört nun auch mal gesehen. In Winterurlauben im Norden lernt man, sich auch über die kleinen Dinge zu freuen und nicht unbedingt mit prall gefüllter Speicherkarte voller spektakulärer Aufnahmen nach Hause zu kommen.
Schon von weitem hört man das Wasser rauschen und dort angekommen erschließt sich ein imposantes Bild. Von den erhofften gefiederten Freunden ist zwar leider nichts zu sehen, aber die Landschaft gibt so einiges her. So muss der Hund herhalten (Annika) und der Wasserfall selbst (Clemens). Nach ausgiebigem Shooting treten wir den Rückweg an.
Nächster Halt sind die Feuchtwiesen bei Trönninge. Hier soll es mehrere Fotohides geben, so dass wir uns zumindest einmal umschauen. Der Platz liegt sehr dicht bei der Autobahn, so dass das akustische Erlebnis eher unerfreulich ist. Das sehr groß bemessene Hide ist allerdings sehr schön gelegen und es ist damit zu rechnen, dass viele verschiedene Wasservögel in gutem Fotoabstand vorbeischauen, wenn das Gewässer nicht komplett zugefroren wäre. So tummeln sich nur ein paar Krähen, die auch zu weit weg sind, um sie zu fotografieren. Der Ort ist aber durchaus geeignet dort zu einem späteren Zeitpunkt mal vorbeizuschauen. Vielleicht wenn wir im MaI das nächste Mal hier in der Nähe sind…
Dann geht es in die große Stadt. Halmstad hat immerhin 70.000 Einwohner und ist für schwedische Verhältnisse schon recht groß. Nachdem wir einen Parkplatz gefunden und uns in die Parkgebührenordnung Südschwedens eingelesen haben geht es erstmal zum Mittagessen. Wer hätte es gedacht, ein Inder ist gleich um die Ecke und wir gönnen uns indisches Buffet. Das Lokal ist sehr einfach, aber das Essen einfach lecker! Viele verschiedene Gerichte (eines schärfer als das andere) und trotzdem ist für jeden und jede was dabei. James hat sich mit Chicken Tandoori angefreundet. Ist auch wirklich sehr schmackhaft.
Dann eine kleine Runde durch die sehr nette Stadt und noch schnell in einen Buchladen, in dem Clemens noch schnell eine mittelschwere Bestellung aufgibt. Hoffentlich sind die Bücher dann am Freitag da, so dass wir sie pünktlich abholen können. Inständig hofft Clemens, dass das wieder um die Mittagszeit geschieht und wir dann zufällig wieder Hunger haben….).
Die Fahrt zurück ist sehr schwedisch. Mit gemäßigtem Tempo geht es durch endlosen Wald und wir sind beide froh, als Ekhult wieder vor uns auftaucht. (Haben übrigens gerade festgestellt, dass hier etwa so viele Menschen leben wie in Roikier, nur etwas großzügiger verteilt. Wahrscheinlich fühlen wir uns deshalb so heimisch…
Abends dann Bildbearbeitung, Tagebuchschreiben und irgendwann noch etwas Kartoffelgratin mit Schweinefilet und Pilzen genießen. So kann ein schöner Tag enden!
30.01.2024
Die Nacht war anstrengend. Ein stetiger Husten hält Clemens die meiste Zeit über wach – und somit Annika auch. Auch der Kater gibt wieder sein Bestes und grölt durch die Nacht. Dementsprechend gerädert sind wir am kommenden Morgen. Auch das Wetter scheint nicht in bester Laune zu sein, Nebel liegt zwischen den Bäumen und so richtig hell will es nicht werden.
Trotzdem raffen wir uns nach dem Frühstück auf ein kleines Location scouting zu betreiben. Clemens hat die schlaflose Nacht genutzt und den nächsten Wasserfall, dieses mal nur rund 20km von unserem Haus entfernt, ausfindig gemacht. Zudem gibt es dort eine Hänge- und eine alte Bahnbrücke und ein kleines Freilichtmuseum.
Bevor wir allerdings dort hinkommen können, muss das Auto aufgetankt werden. Die Anzeige nähert sich bereits bedrohlich der Null und sagt, dass nur noch für knapp 30km Reserve ist. Also nichts wie ab zur nächsten Tankstelle. Die 8km bis dahin sind ja noch locker drin.
Die Tankstelle ist schnell gefunden – was unauffindbar bleit ist Clemens Portemonnaie. Letzteres liegt vermutlich warm und trocken auf dem Esstisch im Haus. Also fuhren sie zurück… nochmal 8km! Clemens hastet zum Haus uns sucht und sucht und sucht und… findet die Geldbörse schlussendlich in der Tasche seiner Innenjacke, die er die ganze Zeit bereits anhatte.
Für die dritten 8km reicht der Sprit glücklicher weise noch aus, wir tanken und dann geht es weiter zu den Wasserfällen.
Der Kvarn (Mühle) in Knæred liegt idyllisch am Fluss Kråkån. Die moderne Hängebrücke gibt ein schönes Motiv ab, so dass der Hund gleich als Model gefragt ist. Das Schaukeln der Brücke ist ihm zwar unheimlich, aber ein schönes Foto kommt trotzdem zustande. Der rd 1,5 Km lange Weg schlängelt sich durch den Wald und an beindruckenden Stromschnellen vorbei. Hier ist Clemens dann ganz in seinem Element. Das kleine Museum hat zwar geschlossen, aber auch draußen gibt es ein paar spannende Dinge zu sehen.
Nach der kurzen Runde sind wir dann auch wieder am Parkplatz angelangt. Für heute gar nicht schlecht. Clemens kriegt schlecht Luft und hat so gar keine Kondition und Annikas Fuß will heute auch so gar nicht.
Das das Wetter nicht besser zu werden scheint, treten wir die Heimreise an. In Markaryd besuchen wir zunächst eine Apotheke – irgendwann wäre schlafen doch eine nette Sache – und dann machen wir noch schnell Halt an einer kleinen Gruppe Birken, die wir schon gestern an der Straße gesehen haben. Annika hat eine Bildidee im Kopf, die natürlich umgesetzt werden möchte. Der Letzte Halt des Tages ist am ICA, wo wir unser Abendessen jagen wollen. Und dann nichts wie ab nach Hause.
Zum späten Mittag schmecken mal wieder die Reste vom Vortag, aus denen Annika eine Art Geschnetzeltes bastelt. Dann geht es an die Bildersichtung, bevor Clemens noch schnell eine Videokonferenz hat.
Der Abend klingt gemütlich aus bei Linguine Bolognese (Clemens kocht und Annika schmeckt ab) und einem ESCAPE Spiel (Danke, Schütz!). Den Gute-Nacht-Film halten wir schon nicht mehr ganz durch und lassen uns dann von Kater und Kauz zum Schlafe rufen.
31.01.2024
Jetzt sind sie völlig durchgedreht! Sie haben etwas davon geschwafelt, dass sie mich auf einem Friedhof fotografieren wollen. Auf einem FRIEDHOF!!!! Dabei ist doch gar nicht Belloween! Das kann ja wieder was werden…
Da ich keine Alternative habe, füge ich mich schlussendlich und springe ins Auto. Auch dieser Tag beginnt wieder mit einer langen Fahrt durch die Wälder (dabei wäre durch die Wälder laufen viiiel schöner). Schließlich halten wir an einem Parkplatz direkt neben der hauptstraße und laufen ein paar Meter in den Wald hinein (nun also doch). Währen ich durch die tiefen Pfützen springe, ziehen es meine Eltern vor, mit merkwürdigen Verrenkungen zu vermeiden nasse Füße zu bekommen. Bei dem was dann kommt, traue ich meinen Augen kaum. So unter uns gesagt, ist Muttis Auto ja auch nicht mehr das neueste. Aber diese Dinger hier schlagen dem Napf den Boden aus. Die wurden bestimmt von den Dinosauriern gefahren, so alt sind die. Muss Papa gleich mal danach fragen, der war ja dabei…
Wenn ich ehrlich bin, finde ich meinen Hundekennel deutlich bequemer als die Ausstattungen hier. Gemütlich sitzt es sich darin jedenfalls nicht. Trotzdem nötigt mich Mutti in einem dieser Ungetüme platz zu nehmen und auch noch kleine Kunststückchen zu machen. Was tut man nicht alles als professionelles Hundemodel.
Und dann geschieht es: Während ich mich auf meinen Job konzentriere, schleicht Papa sich heimlich weg. Aber wo ist er hin?? Ich lasse Job Job sein und will mich gleich auf die Suche nach ihm begeben. Der kommt doch alleine in der Wildnis gar nicht klar! Aber Mutti versteht mich mal wieder nicht und zwingt mich bei ihr zu bleiben und weiter zu modeln. Nach gefühlt drei Tagen taucht er dann aber zum Glück wohlbehalten und gut ernährt wieder auf. Was für eine Erleichterung. Angeblich war er nur ein paar Meter weiter und hat auch fotofiert.
Wir bringen dann die Sache gemeinsam zu Ende, natürlich nicht ohne, dass ich ab jetzt ein strenges Auge auf ihn habe. Jetzt könnte ich noch stunden lang durch den Wald laufen, da ich aber so alte Eltern habe, die irgendwas von Mittagsstunde murmeln, geht es zurück zum Ferienhaus. Wenn ich ganz ehrlich bin, so eine kleine Mittagspause nach all der Aufregung, ist ja auch nicht ganz schlecht. Außerdem habe ich gesehen, dass es noch einen Rest Bolognese von gestern gibt. Und nachdem ich mich so vorbildlich benommen habe… fällt ja bestimmt was für mich ab.
Nach dem Mittag sitzen sie wieder vor ihren komischen viereckigen Geräten, die man auf- und zuklappen kann. Sollen sie, ich schlummere erst einmal ne Runde. Aber was ist das für ein Duft, der da plötzlich durchs haus zieht? Es duftet nach Schwein – totem Schwein – saftigem Schwein – köstlichem Schwein!!! Es gibt doch nichts Schöneres, als wenn das Mittag gefühlt direkt ins Abendessen übergeht. Die Beilagen (Salat und Brot, bäh) können die mal schön selber fressen. Ich bettele mich lieber von dem einen zu der anderen und lasse mich mit den BBQ-Rippchen verwöhnen, nur mit dem Fleisch natürlich.
Und was soll ich sagen, dann ist der Tag auch schon wieder vorbei. Nun fehlt nur noch das allabendliche mit-Mutti-und-Vati-im-Bett-kuscheln zum perfekten Hundeglück und dann kann der nächste Tag auch schon kommen. Bin gespannt, was mich da wieder für Abenteuer erwarten!
01.02.2024
Heute ist der letzte Tag unserer Reise, an dem der Wetterbericht einigermaßen vernünftiges Wetter verspricht. Und richtig, ab und an lässt sich sogar die Sonne blicken. Unterschätzt haben wir allerdings, dass 2°C Außentemperatur in Verbindung mit einer Windgeschwindigkeit von 85km/h nicht nur kalt, sondern sehr kalt sind! Nachdem wir die Nase rausgstreckt haben, beschließen wir also, den Tag etwas ruhig anzugehen. Lediglich Annika kann sich dazu hinreißen lassen, ein kleines Fotoshooting an einer alten Wasserpumpe im Garten vorzunehmen. Dabei entdeckt sie frische Elchköttel – vom Verursacher selbiger ist aber leider weit und breit keine Spur. Clemens vertieft sich derweil in eines seiner vielen neuen schwedischen Bücher.
Gegen Mittagbeschließen wir dann aber doch eine kleine Tour zu machen, da wir zumindest noch einmal beim örtlichen ICA vorbeischauen müssen. Vorher wollen wir auch noch eine kleine Runde mit dem Hund drehen. Zu unserer großen Freude entdecken wir, dass der örtlich Hembygsgård (eine Art Freilichtmuseum) überschaubar klein ist und somit die Hundetour ebenso. Kurz machen wir noch einen Abstecher an den angrenzenden See Getesjön, aber die Eisdecke auf dem Wasser entspricht ungefähr auch unserem Kälteempfinden, und so sind wir nicht ganz unglücklich, als wir wieder am Auto sind.
Der ICA ist uns inzwischen gut vertraut, so dass wir in kurzer Zeit die für das Abendessen benötigten Ingredienzien beisammenhaben. Auch für den Hund ist was dieses Mal Leckeres dabei.
Den restliche Nachmittag verdödeln wir, bis es Zeit zum Kochen ist. Der Anblick der Rohware ist etwas gewöhnungsbedürftig, das Endproduckt kann sich jedoch schmecken lassen: Rentiergeschnetzeltes mit Steinpilzravioli, dazu Salat. Für James gibt es ein Pfund frische Hühnerherzen, die er in gefühlt 3 Sekunden inhaliert. Scheint ihm also geschmeckt zu haben.
Anschließend reicht Clemens noch ein paar Fotos bei einem Naturfotowettbewerb ein – drücken wir die Daumen! Und dann ist auch dieser Tag wieder vorbei. Morgen soll es den ganzen Tag sintflutartig regnen – aber selbst diese Aussicht kann Clemens nicht von der Vorfreude auf den Tag abbringen. Morgen holen wir die restlichen bestellten Bücher in Halmstad ab und kehren zum Mittag – natürlich – noch einmal beim Inder ein…
02.02.2024
Houston, wir haben ein Problem! Hätten wir gewusst, wie dieser Tag enden sollte, hätten wir ihn wohl nicht so entspannt angegangen… Aber dazu später mehr.
Es ist unser letzter Tag und regnet wir vorausgesagt. Dicke Nebelschwaden erschweren die Sicht und unsere Motivation, heute nochmal was Fotografisches zu unternehmen, sinkt gen null. Und so steigen wir erst einmal ein die Reiseplanung der nächsten gemeinsamen Tour. Gibt es etwas Besseres, als am Ende des aktuellen Urlaubs vom Beginn des nächsten zu träumen?
Gegen Mittag machen wir uns dann aber doch auf. Schließlich hat Clemen ja noch ein Date in Halmstad. Auch der Hund freut sich wieder die Beine vertreten zu dürfen. Und in der Stadt riecht es an jeder Ecke so gut…
Die Bücher sind schnell gekauft und es geht weiter zum bereits bekannten Inder. Warum die Dame hinter der Theke so wissend grinst, las wir eintreten, können wir uns nicht erklären. Das Essen ist wieder ausgesprochen lecker und der Hund entdeckt seine Vorliebe für Chicken Tandoori. Er kommt halt ganz nach Papa.
Auf dem Rückweg halten wir noch kurz bei einer Konditorei und Clemens besorgt uns was Leckeres zum Fika. Die Fahrt nach Hause zieht sich, das Wetter wird nicht besser und Schwedische Landstraßen sind alles andere als spannend. Als wir das Haus erreichen, dämmert es bereits wieder.
Da morgen der Abreisetag ist, beschließen wir rückwärts ans Haus heran zu stoppen und nicht wie die anderen Tage davor bereits auf der Zuwägung zu parken. Der Vorplatz ist recht matschig und wir möchten das Gepäcke nicht unbedingt da hindurch tragen.
Was wir nicht bedacht haben, ist der ergiebige Regen des Tages. Er hat den Boden nochmal so sehr aufgeweicht, dass man dort nun Reis anpflanzen könnte. Wacken lässt grüßen.
Und so geschieht es, dass Annika beim Rückwärtstoppen die Kurve etwas zu weitläufig nimmt und prompt mit dem linken Vorderreifen im Schlamm stecken bleibt. Danach geht nichts mehr – weder vor noch zurück. Es hilft kein Schieben und kein buddeln. Ein hoffnungsvoller Anruf bei dem Vermieter verläuft ebenfalls erfolglos. Er selbst wohne 300km weit weg und eine Schaufel oder ähnliches Gerät gibt es am Haus nicht. Er gibt aber einen Tipp, wo wir Holzplanken zum Unterlegen finden könnten. Aber auch das bringt nichts und so vertagen wir die Sache auf den nächsten Tag, da es nun schon dunkel ist. Glücklicherweise hatte uns der Vermieter bereits im Vorwege angeboten, dass wir gerne noch etwas verlängern könnten, wenn wir wollten. Nun müssen wir und er ist sogar so kulant, dass wir für den Extratag morgen nichts bezahlen müssen.
Erst einmal bleibt uns nichts anderes übrig, als den Tag im haus ausklingen zu lassen. Immerhin haben wir noch genug Vorräte und Feuerholz für einen weiteren Tag da. Und so bastelt Annika ein neues YouTube Video über unseren Fotoausflug zum Kyrkö Mosse und dann gehen wir zu Bett – in der Gewissheit, dass heute Nacht niemand unser Auto klauen wird.
03.02.2024
Der Tag bricht an. Die Nacht hat noch mehr Regen und ordentlich Sturm dazu gebracht, was die Situation in unserem Vorgarten alles andere als entspannt hat. Trotzdem begeben wir uns kampfesmutig nur mit einem Stärkungskaffe im Magen und allen möglichen Utensilien, die die Küchenschublade zu bieten hat (große Suppenkelle, metallener Pfannenwender, scharfes Messer…) bewaffnet zum Wagen.
Dann beginnt das große Buddeln. Für Kinder wäre das knietief im Matsch stecken vermutlich der Himmel auf Erden. Für Schweine sicherlich auch. Für uns ist es nur frustrierend, da wir keinen Millimeter weiterkommen, dafür aber bis zum Scheitel mit Schlamm bespritzt sind. Bevor wir uns schreiend auf dem Boden wälzen, beschließen wir: Es nützt nichts, wir brauchen Hilfe!
Mit dem Mut eines Verzweifelten macht sich Clemens auf den Weg zu den Nachbarn. Beim dritten Haus schließlich findet er einen, der seine Hilfe verspricht und demnächst herüberkommen werde.
Und das tut er dann auch kurze Zeit später. Der erste Bergungsversuch besteht darin, dass er versucht das Auto nach vorne herauszuziehen. Allerdings findet sein Wagen auf dem nassen Boden keinen Halt und unser Volvo bewegt sich keinen Millimeter.
Als zweites will er versuchen den Wagen rückwärts herauszuziehen. Dafür muss er allerdings erstmal über das Matschgrundstück hinter den Volvo kommen. Noch macht er Witze darüber, dass nun vermutlich gleich zwei Autos feststecken. Ganz so weit kommt es dann doch nicht, aber auch diese Variante scheitert, da sich auch seine Vorderreifen schnell im Matsch vergraben. Mit den Worten Scheiße! (So viel Deutsch konnte er dann doch) gefolgt von ich habe noch eine Idee zieht er wieder ab. Er kommt schließlich mit einer Seilwinde wieder. Mühsam schaffen wir es zu dritt den Wagen Stück für Stück aus dem Matsch zu ziehen. Selten sind wir so erleichtert gewesen. Der Nachbar erhält unseren besten Dank und eine Flasche Wein und wir versprechen, nicht wieder so weit aus Grundstück zu fahren.
Da die Sonne scheint, machen wir noch einen Ausflug zum Flammafall. Dieser liegt in der Nähe des Wasserfalles mit der Hängebrücke. Ein kleiner Weg führt durch den Wald zu dem in drei Kaskaden fallenden Gewässer.
Abends verheizen wir das letzte Holz und Clemens kocht aus den übrig gebliebenen Lebensmitteln Nudeln mit Tomatensoße. Morgen heißt es dann wirklich Aufbruch gen Heimat. Schön war’s und wir freuen uns schon auf die nächste Tour!
Ende