Schweden Jahreswechsel 2024/2025

Prolog

 

Nach den Feierlichkeiten zu Weihnachten gönnen wir uns noch einen Tag des Innehaltens und der entspannten Reisevorbereitung. Da wir auch keinen neuen Abwasch produzieren wollen, zieht es uns zum Essen in die Ferne. Der Inder in Schleswig soll es sein. Dabei schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe. Wir bekommen leckeres Essen und der Hund eine Schnüffeltour durch die große Stadt. Der Abend klingt gemütlich bei einem Film aus. Die Vorfreude steigt…

 

27.12.2024

Obwohl wir das meiste schon gepackt haben, bricht bei Annika der traditionelle Abfahrtsstress aus. Schnell muss noch das Nötigste eingekauft und die daheim bleibenden Tiere versorgt werden. Auch das Gepäck-Auto-Tetris muss gespielt werden.

 

Schließlich kommen wir, etwas später als geplant, aber dennoch rechtzeitig los. In Dänemark ist ordentlich Reiseverkehr und so zieht sich die Fahrt etwas, zumindest bis wir die Abfahrt nach Fünen erreichen und die Zahl der deutschen Kennzeichen rapide abnimmt.

 

Gegen halb drei erreichen wir unseren altbekannten Rastplatz vor der Storebæltbrücke. Der Hund freut sich über eine kleine Gassirunde, nur Annika ist zutiefst verstört, weil Clemens tatsächlich auf die traditionelle Wurst verzichtet. Und da es alleine nicht schmeckt und der Hund nicht als adäquater Mitesser zählt, wird die Fahrt allseits wurstlos fortgesetzt.

 

Gegen 17 Uhr erreichen wir Helsingør, wo wir direkt auf die Fähre rollen können, um nach Helsingborg überzusetzten. Gigantische 20 Minuten Fährfahrt erwarten uns, die wir natürlich auf dem Sonnendeck verbringen. Von dort haben wir eine wunderschöne Sicht auf die Skyline von Helsingør, nur die einzige Sehenswürdigkeit, das Schloss, ist natürlich nicht beleuchtet und liegt wie ein schwarzer Schatten hinter uns.

Mit der Ankunft im Hafen ist unser Tagesziel auch schon nahezu erreicht. Das Hotel liegt direkt neben dem Anleger, aber da wir nicht schwimmen wollen, müssen wir noch kurz den richtigen Weg dahin finden. Als uns dies auch gelungen ist, beziehen wie schnell das durchaus nette Zimmer und brechen dann alle auf, die Stadt etwas zu erkunden. Vorher müssen wir allerdings noch das Auto abwerfen bzw. den vorreservierten Parkplatz finden. Dieser liegt strategisch gut zwischen Hotel und Innenstadt.

 

Kurz sind wir etwas überfordert ob des Großstadtgetümmels, das uns empfängt. Dies vergeht allerdings schnell wieder und wir bestaunen die mehr als üppige Weihnachtsbeleuchtung der Stadt. Überall glänzt und funkelt es in den buntesten Farben, zudem bilden alte Architektur und moderne Kunst eine geschmackvolle Liaison. Besonders eine Licht- und Toninstallation „Allt har sin tid“ („Alles hat seine Zeit“), die auf die Terrasstrapporna (Terassentreppen) projeziert wird, hat es Annika angetan und so vergessen wir etwas die Zeit. Dabei hatten wir doch einen Tisch im Restaurant „Old Times“ bestellt und wollten vorher noch den Hund wieder im Hotel abwerfen! Also sputen wir uns nun doch etwas und schaffen es gerade noch pünktlich zum Essen.

Selbiges erweist sich als außerordentlich köstlich. Clemens isst „Tournedos black and white“ – zwei Rinderstaks mit Sauce Bernaise und Pfeffersauce, dazu Gemüse und Pommes, Annika lässt sich „Ryggbiff“ schmecken, ein Rinderlendenstak mit dunkler Soße, gebratenen Kartoffeln und Gemüse. Ein Nachtisch passt dann auch noch: „Krisprig Glass“ (in Kokos gewälzte Eiskugel mit Schokosauce) für Clemens, „Fritterad glass“ (frittiertes Eis mit Karamellsauce) für Annika. So lässt sich der erste Urlaubstag sehr gut beschließen. 

Zurück im Hotel schreiben wir noch diese Zeilen und schlummern dann sanft ein – mit Blick direkt auf die Fähre, die alle 20 Minuten gefühlt 2m neben unserem Bett an- und ablegt. 

28.12.2024

Der Tag bricht langsam an. Da wir eine Frühstückszeit für 9.30 Uhr gebucht hatten, drehen wir vor dem Frühstück noch eine Runde mit dem Hund. Unser Hotel liegt auf einem Ausläufer vom Hafen und man erreicht die nur ein paar hundert Meter entfernte Innenstadt über eine sehr moderne Fußgängerbrücke. Zwischen Brücke und Stadt liegt unser Parkhaus. Als wir um die Ecke des Hotels biegen, sehen wir plötzliche eine dicke, hohe weißgraue Rauchsäule aufsteigen. Kurz befürchten wir, dass das Parkhaus und mit ihm unser schönes Autochen brennt, sehen dann jedoch durch die Häuserschlucht hindurch auf der Hauptstraße Flammen aus einem der dortigen Hotels schlagen. Eine kurze Googlesuche ergibt, dass es bereits seit gestern 23 Uhr dort brennt und das Hotel gerade renoviert wird, also zum Glück keine Menschen im Gebäude waren. Es ist ein komisches Gefühl, gestern Abend noch daran vorbei gegangen zu sein und dessen wunderschöne historische Fassade bewundert zu haben…

Da wir uns selbstverständlich nicht in die Reihen der Schaulustigen mischen wollen, gehen wir weiter durch das modern und durchaus schick gestaltete Hafenquartier, Clemens spielt mit seiner neuen Kamera und irgendwann ist es Zeit, zum Hotel und an den Frühstückstisch zurückzukehren. Das Frühstück ist ein erstes Highlight des Tages. Hier gibt es wenig, was es nicht gibt. Von Köttbullar bis Pfannkuchen. Ein guter Start in den Tag.

Nach dem köstlichen Start in den Tag machen wir uns auf die letzten Kilometer. Ein Stopp in Ljungby bei „unserem“ ICA ist natürlich ein Muss, dann kommen wir mit sehr vollgepacktem Wagen gegen 14 Uhr schließlich am Ferienhaus an. Manche Dinge gehören aber einfach zum Schwedenurlaub dazu. Dieses Mal ist es zusätzlich ein rd 4 Kg schwerer Julskinka…

 

Nachdem wir zunächst so gar nichts von unseren Vermietern gehört hatten, haben wir diese nun doch noch erreicht und die Adresse vom Haus bekommen. Die Türen wären offen, wenn wir kommen und der Schlüssel am Schlüselbrett, so hieß es. Verwundert nehmen wir zur Kenntnis, dass dem nicht so ist, aber nach einer weiteren Nachricht bekommen wir die Info, dass der Vermieter auf dem Weg ist. Derweil betrachten wir das Haus von außen und sind sehr erfreut. Ein tolles Grundstück und auch die Häuser (!) machen einen guten Eindruck. Wir haben nämlich ein eigenes Badehaus mit Sauna und Whirlpool. Nachbarn gibt es weit und breit keine, nur die Straße hört man recht deutlich. Aber damit lässt sich zu dieser Jahreszeit gut leben.

 

Als wir den Schlüssel bekommen, und das Haus betreten, wird es sogar noch besser. Gemütliche Räume mit schicker Einrichtung und optimal ausgestatteter Küche. Besser kann es kaum sein. Hier werden wir es gut aushalten können. Nur beim Wetter ist noch Luft nach oben.

 

Zum Abendessen gibt es traditionell Pasta Bolognese. Anschließend wird noch etwas gespielt und dann ist der erste Tag schon wieder zu Ende.

29.12.2024

 

Da wir gestern Abend dann doch nicht mehr mit dem begonnenen EXIT-Spiel fertig geworden sind (zunächst musste gepuzzled werden) haben, versammeln wir uns heute Morgen schon sehr früh am Küchentisch (6 Uhr!!) um das Werk bei der ein oder anderen Tasse Kaffee zu vollenden. Rechtzeitig kurz nach Sonnenaufgang (8:45 Uhr) ist es dann auch so weit, so dass wir erst einmal ein zünftiges Frühstück zu uns nehmen können. Immer wieder lecker, was der schwedische ICA so alles bereithält.

 

Auch wenn das Wetter zu wünschen übriglässt (Nieselregen bei ca. 5 °C) machen wir uns nach dem Frühstück schnell auf den Weg. Denn Clemens hat immer noch nicht ausreichend Gelegenheit sein neues Spielzeug auszuprobieren. Also geht die Tour zum Huseby Bruk, einem Industriemuseum ganz in der Nähe (zumindest für schwedische Verhältnisse). Das Museum selbst ist zwar geschlossen, es gibt aber die Möglichkeit durch die Anlage zu schlendern und die unterschiedlichen Gebäude von außen zu besichtigen. James ist froh endlich mal wieder draußen zu sein und Clemens kann endlich spielen. Insgesamt ein schöner Ausflug, dem auch das immer schlechter werdende Wetter nichts anhaben kann. (Gut, dass das neue Spielzeug komplett wasserdicht ist). 

Im Anschluss fahren wir noch kurz in ein nahegelegenes Naturschutzgebiet, das ganz vielversprechend aussieht, uns aber aufgrund des Wetters nicht lange aus dem trockenen Auto locken kann. Bei der Gelegenheit stellten wir fest, dass unsere Unterkunft über Ostern ganz in der Nähe liegt. Da wir darauf hoffen, dann besseres Wetter vorzufinden werden wir sowohl Naturschutzgebiet als auch Bruk noch mal einen Besuch abstatten.

 

Zu Hause angekommen gibt es erstmal den Rest Nudeln und dann fordert der frühe Morgen seinen Tribut. Mittagspause ist angesagt. Wobei Annika die meiste Zeit tief in ihrem Rätselheft für Kinder von 7-9 Jahren versunken ist. Das Ganze natürlich auf Schwedisch. Irgendwie muss die Sprache ja gelernt werden. (Wobei nicht verschwiegen werden sollte, dass sie schon seit 2 Monaten intensiv einen Babbel-Kurs durchführt!).

Heute Abend steht das große Projekt „Julskinka“ an. Wir hatten tatsächlich Glück und haben einen Weihnachtsschinken erstanden, der mit Honig-Senfsauce im Ofen knusprig gebraten wird. Ein wahres Fest! Zusammen mit Kartoffelgratin lassen wir es uns ordentlich schmecken - und genug übrig für die nächsten Tage ist auch noch. Auch JAmes hofft, seinen Teil abzubekommen.

 

Mehr als satt und zufrieden spielen wir noch eine kleine Runde und fallen dann ins nächtliche Verdauungskoma.

30.12.2024

Als wir aufwachen, regnet es. Die Sonne ist noch nicht aufgegangen, daher muss man sich das Elend wenigstens (noch) nicht anschauen. Clemens bearbeitet ein paar Bilder, Annika vertieft sich wieder in ihr Rätselheft. Anschließend gib es Frühstück und wir beratschlagen, was wir am heutigen Tag machen wollen. Es regnet noch immer beständig, und obwohl die Sonne mittlerweile aufgegangen sein muss, ist es noch immer dunkel draußen.

 

Ein Spaziergang um einen See? Vermutlich zu matschig. Eine Burg besichtigen? Bei dem Wetter zu trist. Durch eine Stadt laufen? Für den Hund zu öde. In ein Museum? Haben alle geschlossen. Wir zermartern uns unser Hirn, während der Regen draußen stetig zunimmt. Irgendwann geben wir auf, verpacken uns einigermaßen wasserdicht, schnappen uns den Hund und gehen einfach ein Stück am Ferienhaus.

Der restliche Tag verläuft weiter sehr ruhig. Wir puzzeln, trinken Kaffee, essen Reste…  sehr entspannend!

Gegen Abend fahren wir dann aber doch nochmal los zum ICA nach Alvesta, um letzte Besorgungen vor Silvester zu erledigen, dann brauchen wir uns morgen nicht ins Einkaufsgetümmel stürzen. Auch das Autochen braucht mal wieder was zu trinken.

 

Haben wir erwähnt, dass es weiter beständig regnet? Immerhin ist es wieder so dunkel, dass man es nicht sieht. Die Wetterprognose sagt allerdings für die kommenden Tage einen Temperatursturz und Schnee voraus, wir geben also die Hoffnung nicht auf, doch noch winterliches Schweden erleben zu dürfen.

 

Der Abend endet, wie er bereits den ganzen Tag über verlaufen ist: gemütlich, entspannt, ohne weitere Pläne. Eigentlich auch mal ganz schön…

Dienstag, 31.12.2024 – Silvester

Wir haben uns noch einmal versichert…. Der Temperatursturz kommt. Allerdings weder heute noch Morgen. Ab Donnerstag soll es gut aussehen. Schneefall und Frost bis in den zweistelligen Bereich. Zumindest nachts. Das klingt vielversprechend und wie eine deutliche Alternative zu diesem ewigen Grau in Grau. Da das kalte Wetter dann bis zum  

Ende der Woche bleiben soll, entschließen wir uns kurzerhand noch einen Urlaubstag dranzuhängen und erst Sonntag nach Hause zu fahren. Das verspricht dann immerhin 3 schöne Tage, bei denen wir endlich auch mal zum Fotografieren kommen. Auch der Hund möchte gerne etwas mehr Bewegung als kurze Spielrunden in dem Garten des Hauses, der inzwischen einem Pool gleicht. Immerhin schön grün mit dem üppigen Moos, das sich deutlich wohler fühlt als wir.

 

Und dann zieht es uns doch mal hinaus. Wir fahren mittags nach Växjo, wo wir erst einen Buchladen aufsuchen (4 Krimis für Clemens, 2 Kinderkreuzworträtselbücher für Annika und ein 1000-Teile Puzzel für uns beide) und flanieren anschließend noch etwas um dem Dom und am Seeufer entlang. So können wir uns drei noch einmal die Beine vertreten und wir sind erstaunt, wie diszipliniert die Schweden sind. Wir hören keinen einzigen Böller, fast könnte man vergessen, dass es Silvester ist.

Der Abend bleibt ruhig. Da wir beide noch nie so die Silvestermenschen waren und gerade in den letzten Jahren wegen Spyke auch gerne zu Hause geblieben sind, wird es auch heute ruhig. James hat dabei eigentlich kein größeres Problem mit Silvester und die Knallerei lässt ihn meist recht kalt. Wir wollen es aber auch nicht herausfordern.

 

Als Abendessen steht gebratener Dorsch mit Kartoffelsalat auf der Agenda. Sehr lecker. Zum Mittag gab es natürlich noch mal Juleskinka (Tag 3). Wir ertappen uns allerdings dabei, dass der Anteil den James erhält, täglich größer wird. Nach dem Abendessen wird mal wieder gepuzzelt, so dass die Zeit bis Mitternacht schnell verstreicht. Da wird dann kurz angestoßen, noch kürzer vor die Tür gegangen (das Feuerwerk kann man hören, zu sehen ist allerdings nichts). Da es nach wie vor in Strömen regnet, gehen wir dann auch alsbald ins Bett. Morgen ist ein neuer Tag (und wenn der Wetterbericht stimmt, der letzte mit Regen).

Mittwoch, 01.01.2025

Nicht nur soll es der letzte Regentag sein. Es ist auch der mit dem heftigsten Regen, so dass sich inzwischen im Garten kleine Seen gebildet haben. Die Grasfläche mit dem sich nach wie vor sehr wohlfühlenden Moos ist wie ein kleines Moor: sehr weich und man versinkt nach und nach im kühlen Nass.

 

Den Tag begehen wir entsprechend. Frühstücken, Bilder bearbeiten, Spielen, Bilder bearbeiten, Mittag essen, Puzzeln, Bilder bearbeiten, Abendessen. Zwischendurch gibt es noch Mittag - zur Abwechslung mal Julskinka (Tag 4). Immer noch lecker, diesmal teilen wir den Rest aber nahezu durch drei und danach finden wir, dass das bis Weihnachten 2025 reicht.

 

Damit wir auch genügend Bilder zum Bearbeiten haben, hat Clemens eine tolle Idee. Wir nehmen den Hund mit in den Garten und lassen ihn seinen Ball jagen. Wir werfen ihn abwechselnd in die schönsten Pfützen, so dass er dort mit einem riesigen Wasserschwall landet. Naja, zumindest wenn halbwegs vernünftig geworfen wird. Gar kein so leichtes Unterfangen, da wir so gut wie ohne Licht auskommen müssen. Auch wenn die Sonne „erst“ um 15:30 Uhr untergeht ist es schon ab 14 Uhr nahezu dunkel. Mit den Hundefotos vergnügen wir uns fast eine Stunde, bis sowohl wir als auch der Hund völlig durchnässt sind. Ersterer bekommt dann seinen Bademantel an und findet das Ganze plötzlich doch nicht mehr so gut. Aber vorher hatten wir alle Spaß und es war wenigstens mal eine Gelegenheit für Clemens die neue Kamera auszuprobieren.

Der Abend endet mit Elchbratwurst, Kartoffelstampf und Blumenkohl an leckerer brauner Soße. Ein guter Start ins neue Jahr! Jetzt kann der Wetterumschwung kommen!

Donnerstag, 02.01.2025

Er ist da – der Winter. Deshalb klingelt der Wecker auch schon eine ¾ Stunde vor Sonnenaufgang (ja, den gibt es heute wirklich) und wir nehmen unser Equipment (aus dem Auto, da hatten wir es gestern platziert, damit der Temperaturunterschied nicht zu groß wird) und laufen an den Rand einer Lichtung, wo wir hoffen, die örtliche Tierwelt zu treffen. Das hier mal ab und an ein Tier vorbeikommt konnten wir schon anhand eindeutiger Spuren belegen. Doch der Morgen bleibt ruhig. Nachts hat es leicht geschneit, es sind -2°C und die Welt wirkt so viel ansprechender als noch wenige Stunden zuvor. Wir hören zwar einige Vögel, ansonsten hält sich die Tierwelt auf Abstand. Plötzlich kommen aber zwei Eichhörnchen in wilder Jagd vorbei. Schön zu beobachten, aber keine Chance zum Fotografieren. Trotzdem ein schöner Morgen. Der Kaffeedurst zieht uns dann aber nach Hause und es wird erstmal ausgiebig gefrühstückt. 

Dann ruft erst mal die Pflicht. Da wir nun ja erst am Sonntag nach Hause fahren, muss der Rechenschaftsbericht für den Förderverein Scheersberg schnell hier geschrieben werden. Das ist aber nicht weiter schlimm, da der Himmel ohnehin noch etwas bedeckt ist. Während Clemens am Rechner sitzt, schnapp sich Annika nochmal James und Kamera und macht ein paar Aufnahmen vom Hund im Garten. 

Gegen Mittag kommt aber immer mehr die Sonne raus und wir machen uns auf den Weg zum Nationalpark Åasnen. Die angepeilte Runde kennen wir schon. Hier haben wir fast auf den Tag genau vor 2 Jahren schon mal eine Runde gedreht: es geht ins Naturreservat Bjurkärr. Wir erinnern uns, dass der Weg nicht allzu schwierig war (weite Teile sind sogar für Rollstühle ausgebaut) und wir bauen daher darauf, dass wir auch bei Frost und Schnee nicht ins Schliddern geraten werden.

 

Es tut so gut, wie die Sonne einem ins Gesicht scheint. Die -3°C fühlen sich bei weitem nicht so kalt an (zum einen haben wir uns gut eingepackt, zum anderen sorgt die trockene Luft mit nur sehr wenig Wind für ein angenehmes Klima). Wir wandern so knapp 2 Stunden, Clemens fotografiert reichlich und wir drehen Szenen für ein neues YouTube Video. Als wir wieder beim Wagen sind, ist es etwa halb drei und die Sonne beginnt bereits wieder zu sinken. So wird alles noch einmal in ein goldenes Licht getaucht und lässt Wasser und Schnee glänzen. 

Bevor wir aufbrechen treibt uns die Neugier noch mal nach Hagstad (nur 4 Km vom Nationalpark entfernt) wo wir von Mitte April bis Anfang Mai Quartier beziehen werden. Das Haus liegt zwar in einer kleinen Siedlung, macht aber einen sehr gemütlichen Eindruck und vor allem die Lage ist unschlagbar. Außerdem haben wir ein Boot mit Elektromotor dazu gemietet. Wir sind uns sicher: Das wird großartig!

 

Frische Luft macht hungrig und da wir unseren Proviant vergessen haben, fahren wir nochmal nach Växjo, um dem dortigen ICA einen Besuch abzustatten. So können wir auch gleich für morgen mit einkaufen. Für jetzt holen wir uns jeder eine ordentliche Salatbowl, die wir – romantisch wie wir sind – irgendwo auf einer Schotterstraße im Auto verputzen. Auf dem ICA-Parkplatz war es selbst für uns zu ungemütlich dafür.

Als wir zu Hause ankommen ist es natürlich schon wieder stockdunkel. Eigentlich wollten wir nun eine verspätete Siesta machen, aber da macht uns die Technik einen Strich durch die Rechnung. Die noch vor wenigen Stunden aufgenommenen Videos lassen sich nicht auf den Rechner übertragen. So tüfteln wir bald 2 Stunden, bis endliche eine Lösung gefunden wird und die Videos doch noch den Weg in den richtigen Rechner finden..

 

Der Abend klingt ruhig aus, wir essen noch einmal Dorsch mit Kartoffelsalat, Spielen noch etwas und gehen dann zufrieden ob dieses wunderschönen Tages zu Bett. Für morgen ist weiter Frost und nochmal etwas Schnee angesagt… wollen wir’s mal hoffen!

03.01.2025

Wir wachen in einem schwedischen Winter-Wunderland auf. Seit den frühen Morgenstunden schneit es und unser Grundstück strahlt in schönstem Weiß. Noch bevor wir frühstücken, gehen wir raus und lassen unsere Drohne steigen. Was wir dabei nicht bedacht haben: es weht ein kräftiger Wind und unsere arme kleine DJI hat arge Probleme den Kurs zu halten. Kurz befürchtet Annika, sie müssten gleich eine Suchaktion im neben dem Grundstück angrenzenden Wald starten, aber dann schafft sie es doch noch zu ihrem Startpunkt zurück – und bringt sogar ganz brauchbare Bilder mit. Trotzdem verschieben wir einen weiteren Flug auf etwas später, da soll der Wind nachlassen.

 

Während des Frühstücks beratschlagen wir, wo wir heute hinwollen. Es gibt ganz vielversprechende Ziele, so würde Annika gerne zum Ohs Bruksmuseum, einem Landschaftsmuseum mit alten Zügen, auf denen sich James perfekt als Model machen würde, allerdings ist die Fahrt schon bei normalen Wetterbedingungen eine gut 45 Minuten und ob die Züge zu dieser Jahreszeit tatsächlich draußen sind und nicht eingemottet in Hallen, ist auch ungewiss.  Also verwerfen wir diese Idee wieder.

 

Und auch der nicht ganz so weit entferne Fluss Årån mit seinen Stromschnellen und Brücken könnte im weißen Kleid fotografisch schön sein. Doch hier wissen wir nicht, wie gut der Weg dahin befahrbar ist. Den verschieben wir auf morgen, wenn es um die -11°C werden und hoffen auf glitzernde Eisflächen und weißgefrorene Bäume… Und die Straßen vermutlich wieder gut befahrbar sind.

 

Schließlich entscheiden wir uns dazu, das Auto stehen zu lassen und einfach vom Haus loszugehen und den Wald um uns herum zu erkunden. Zuerst gehen wir den bereits bekannten Weg an den Bahnschienen entlang. Trotz des eisigen Windes, der uns entgegenschlägt, ist der Weg heute, wo es nicht wie aus Eimern schüttet, wesentlich schöner. Dann biegen wir ab auf einen Waldweg und sind im absoluten Wintermärchen angekommen.

 

Clemens fotografiert fleißig die Landschaft, Annika (natürlich) den Hund. Da es zu kalt ist (es sind -4°C, durch den Wind gefühlt wie -9°C), muss der Hund beim Fotografieren allerdings seinen Mantel anbehalten. Die Bilder werden trotzdem ganz ansehnlich. Für unser Equipment ist dies die Härteprobe, für Clemens R1 weniger als für Annikas R6mII. Gerade als wir auf einer Lichtung stehen, fängt in Sekundenschnelle ein Schneesturm an zu wüten und wir kehren schnell um und flüchten und wieder in den Schutz der Bäume. 

So schnell, wie er gekommen ist, ist der Schneesturm dann auch wieder vorbei und der Rückweg gestaltet sich problemlos. Als wir wieder am Haus sind, kommt sogar nochmal die Sonne raus. Also lassen wir noch einmal die Drohne steigen. Die Bilder seht Ihr dann in einem der nächsten Videos.

 

Wie wir ja schon wissen, macht frische Luft hungrig, und so werden Reste aufgewärmt, dann Bilder bearbeitet und eine kleine Siesta gehalten.

 

Am Abend drehen wir  noch ein Video, dann gibt es Rindergeschnetzeltes mit Pilzmix und Tortellini. 

04.01.2025

Heute ist unser Bonustag, den wir quasi per Verlängerung bekommen haben. Der Schnee liegt wie eine dicke Decke auf dem Grundstück und überzieht auch den umliegenden Wald. Dazu lässt sich sogar ab und an die Sonne blicken. Deshalb stehen wir halbwegs früh auf, verzichten auf das Frühstück und fahren an den Årån, der nur wenige Kilometer vom Haus entfernt fließt. Hier erwartet uns eine kleine Runde entlang des Flusses und (hoffentlich) viele winterliche Motive. Das Ufer ist in der vergangenen Nacht bei rd. -12 °C in eisiger Stare und der Schnee liegt über Bäumen, Wiesen und Steinen. Wirklich ein Idyll. Am Anfang begrüßen uns gleich ein paar männliche Dompfaffe/Gimpel, die in der weißen Landschaft herrlich im hellsten Rot strahlen. Statt des ursprünglich angedachten 135 mm Lieblingsobjektivs wechselt Clemens gleicht zu 600 mm und Konvertern. So ist der Spaziergang nicht nur schön, sondern auch eine sportliche Herausforderung, da immer die „Hantel“ mit rd. 4,5 Kg mitgeschleppt wird. „Aber was kümmert mich mein Muskelkater von Morgen, wenn sich dafür die schönsten Motive einfangen lassen“, ist das Motto. Diese lassen allerdings auf sich warten. Der Spaziergang ist trotzdem wunderschön und wir freuen uns noch einmal über diesen Extra Tag. 

Da dieser noch nicht so weit fortgeschritten ist, beschließen wir noch mal an anderer Stelle an den Årån heranzufahren. Die verschneiten Waldwege, die wir dafür nutzen sind wunderschön und wir befinden uns immer mehr im Winteridyll. Auch die spärlich vorhandenen Häuser werden langsam weniger, dafür beginnt es wie wild zu schneien und wir sehen kaum die nächste Wegbiegung.

 

Kurz nachdem der Weg immer verschlungener und schmaler wird und kurz bevor wir wieder auf der nächsten größeren Straße sind, versperrt uns eine Schranke den Weg. Dahinter liegt - ca. 35 m entfernt - die Straße, die unser Ziel war. Nun, was machen…. Clemens steigt aus und prüft, ob sie sich ggf. öffnen lässt. Aber Fehlanzeige. (Dabei hatte Annika schon so eine Vorahnung, als wir mehrere, allerdings offene Schranken passiert haben). Doch es hilft alles nichts. Clemens steigt aus und versucht Annika zu helfen die nächste 350 m rückwärtszufahren. Im tiefen Schnee, bei noch tieferen Gräben beidseits des Weges, die sich alle nur erahnen lassen, ein wirklicher Balanceakt. Doch dann kommt eine Stelle an der wir wenden können und fahren den ganzen schönen Weg wieder zurück, bis wir an der Hauptstraße angelangt sind. Das Schneetreiben hat mittlerweile aufgehört und wir beiden können uns über das Missgeschick in zwischen wieder amüsieren.

 

Wo wir nun aber schon los sind, fahren wir noch mal über größere Straßen zu unserer Schranke, da der Årån hier die Straße kreuzt. Was für ein Glück, dass wir uns die Zeit genommen haben, da hier zwei Wasseramseln eifrig auf Nahrungssuche sind. Also das ganz große Besteck ausgepackt und losfotografiert. Über eine Stunde stehen wir auf der Brücke und schießen unzählige Fotos, die sich zum Teil sehen lassen können. Was für ein Erlebnis.

Durchgefroren und hungrig fahren wir nach Hause, essen eine Kleinigkeit und machen eine Pause, bevor es am Abend fein Essen geht. Nach Växjö zum Thairestaurant soll es gehen. Dieses stellt sich mehr oder weniger als Imbiss heraus, was uns allerdings nicht abhält. Das Essen schmeckt prima und so stört uns das etwas rustikale Ambiente nicht. 

Auf dem Heimweg geht es noch einmal an der Återvinningsstation vorbei, einer Art Recyclinghof, um den Müll der Woche loszuwerden. (Da wussten wir noch nicht, dass das der Hausmüll bei uns auch kann…). Anschließend noch zu ICA, damit wir das Notwendigste für die nächsten Wochen besorgen können. Schließlich sieht Schweden uns erst in rd. 15 Wochen wieder…

 

Morgen haben wir keine Eile, da wir das Haus erst um 12 verlassen müssen und wir daher sogar ausschlafen können. Nach der entspannten Anreise, auch ein entspannter Abschluss.

 

05.01.2025

Draußen scheint die Sonne und der Schnee glitzert so herrlich weiß. Ob wir heute wieder so einen schönen Spaziergang machen wie gestern? Aber Moment mal, die Alten fangen nach dem Frühstück irgendwie hektisch an alle Sachen von Links nach rechts zu tragen und in Taschen und Rucksäcke zu verstauen. Das ist so gar nicht nach meinem Geschmack!

 

Jetzt muss ich bloß aufpassen, dass ich nicht vergessen werde und deshalb springe ich Papa und Mama vor den Füssen herum. Selten habe ich mich so unwohl gefühlt. Und dabei war ich mir sicher, dass wir hier bleiben werden. Spricht Papa doch immer davon, wie schön er es hier findet. Und Mama widerspricht auch nicht.

 

Irgendwann kommt ein Auto und ein Herr nimmt uns den Schlüssel ab. Nun ist es also vorbei, das Schneeabenteuer. Missmutig springe ich in den Kennel und verschlafe das meiste der Fahrt. Ab und an gibt es ne kurze Pause und zur Besänftigung bekomme ich ein Stück Hotdog oder Kuchen. Naja, ein schwacher Trost. Schließlich war ich im Paradies!

Unterwegs gibt es auch Schnee. Der ist allerdings nass und kalt und wird von einem hefigen Wind überall hin gepustet. So dauert die Fahrt noch länger. Als wir dann endlich zu Hause sind freue ich mich doch ein bisschen. Sogar über die Katzen. Und schließlich bin ich mir ganz sicher, dass sie mich wieder mitnehmen. Ich bin doch der beste James, den sie haben!

ENDE

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Copyright by Annika Teschendorf