Åsnen Nationalpark im Frühling 

Prolog

Seit Wochen, ja seit Monaten laufen die Vorbereitungen für unsere Fototour an den Åsnen. So wurde schon zu Jahresbeginn ein Naturführer speziell für den Nationalpark bei einem schwedischen Fahrradverleih bestellt (dieser kam auch schon nach dem zweiten Versuch). Ein besonderes Lupenonjektiv wurde noch gemietet und kam entgegen der Ankündigung von DHL sogar noch rechtzeitig vor der Abfahrt an.

 

Gefahren werden sollte wie immer im Volvo, da dieser für diese Art der Reisen den meisten Platz für Insassen und Gepäck bietet. Daraus wurde dann… nichts!

 

Zwei Tage vor Abfahrt schlägt bei Annika auf der Fahrt zur Arbeit ein so großer Stein gegen die Windschutzscheibe, dass diese nicht nur auf der Stelle einen bedeutend großen Einschlag aufweist, sondern sich auch noch zwei ca 15cm lange Risse bilden. So ist klar, die Scheibe muss neu. Und da Carglass so spontan natürlich keine Termine mehr frei hat, heißt es nun Gepäcktetris im Benz spielen!

 

 

Kurz überlegen wir, ob wir den Hund zu Hause lassen – kleiner Scherz! Insgesamt passt aber alles ganz gut (vielleicht auch wegen der Dinge, die wir vergessen haben?) und so machen wir uns an Karfreitag auf nach Norden.

18.05.2025 Karfreitag

Die dänischen Autobahnen sind gewohnt langweilig zu fahren, aber der Verkehr hält sich erwartungsgemäß in Grenzen und so kommen wir mit der obligatorischen, kleinen Pause an der Storebæltbrücke gut bis zur Fähre nach Helsingborg durch.

 

Hier haben wir wieder eine Zwischenübernachtung im Hotel Scandic Oceanhamnen gebucht – weniger wegen der Verkürzung der Fahrstrecke, als vielmehr wegen der Möglichkeit, abends im „Old Times“ essen zu können. Dort haben wir bereits vor ein paar Tagen einen Tisch reserviert.

Um uns Füße und Pfoten zu vertreten, machen wir nach dem Check-In einen Gang durch die Stadt und kommen dabei auch unweigerlich an der Brandruine des Hotels vorbei, dessen Feuer wir zwischen den Jahren live miterlebt haben (siehe: Silvester 2024/2025). 

Kurz halten wir beim Restaurant an und fragen, ob später der Hund auch mit hineindarf. (Eine gute Gelegenheit für Annika ihre erlernten Schwedisch Kenntnisse auszutesten.) Der Kellner ist sehr freundlich und es tut ihm sichtlich leid, dass James nicht mit ins Restaurant kann, da es in der Vergangenheit leider zu Problemen mit anderen Hunden gekommen ist. Er lässt es sich aber nicht nehmen mit hinauszukommen und James ein paar Streicheleinheiten zu geben. So führen wir unseren Gang fort, bringen den Hund dann ins Hotel und brechen zum Abendessen auf.

 

Eine schwedische Spezialität ist das „Plankstek“, ein Gericht, bei dem Kartoffelbrei und Tomaten auf einem Holzbrett gratiniert werden. Dazu gibt es dann nach belieben Fleisch und oder Fisch, Gemüse und Sauce. Clemens entscheidet sich für das Entrecôte Plankstek mit Pfeffersauce, Annika für die Varianten „Black&White“ (Rinder- und Schweinefilet) mit Rotweinsauce. Davor teilen wir uns Aiolibrot und zum Nachtisch gibt es Eis: für Clemens Krispiglass (mit Kokos und Mandelsplitter umhülltes Eis und Schokosauce), für Annika friterad Glass (frittierte Eiskugel mir Karamellsauce).

Satt, müde und zufrieden kehren wir zum Hotel zurück. 

Samstag, 19.04.2025

Nach dem leckeren Essen verbringen wir eine gute Nacht. Lediglich der uns eigentlich schon bekannte Fährverkehr unmittelbar vor unserem Fenster ist wieder etwas ungewohnt, wenn auch unterhaltend. Vielleicht ist es auch die Vorfreude vor dem anstehenden Frühstücksbuffet und die Neugier auf unsere Ferienunterkunft, die uns recht oft wachwerden lässt.

 

Den Morgen gehen wir dann recht ruhig an, da wir bei Nebel und leichtem Sprühregen wenig Lust verspüren größere Touren zu laufen. James kommt natürlich trotzdem auf seine Kosten.

Gegen Mittag  brechen wir dann Richtung Åsnen auf. Natürlich mit einem kleinen Umweg über Ljungby und dem dortigen ICA Maxi. Es geht doch nichts über einen gut sortierten Supermarkt, in dem man sich auskennt und weiß, wo die must haves stehen: Pfifferlingsfrischkäse, gesalzene Butter, Schalentiersalat und andere Köstlichkeiten. Schwierige Aufgabe im Übrigen, wenn das Auto auch schon vor dem Großeinkauf mehr oder weniger vollgepackt ist. So muss James noch etwas mehr Platz hergeben, was ihn zunächst etwas ungnädig stimmt.

 

Die letzten rund 120 Km vergehen dann wie im Flug. Zumal wir durch die Gegend fahren, in der wir Weihnachten unterwegs waren. Statt Schnee erleben wir nun allerdings eine Vorfrühlingslandschaft mit vielen schönen Grüntönen. Sehr vielversprechend.

 

Das Haus entpuppt sich als ein absoluter Volltreffer. Sowohl praktisch als auch gemütlich mit einem großen Garten und mehreren Terrassen, die je nach Windrichtung genutzt werden können. (Hier gibt es gleich eine erste Tasse Kaffee mit dem Blick aufs Grün). 

Auch James scheint entschädigt für die Einschränkungen der Fahrt. Er scheint sein Glück nicht zu fassen und rennt immer wieder kreuz und quer durch den Garten.

 

Nach dem Auspacken und Einrichten (wir sind schließlich zwei Wochen hier) geht es dann erst mal los die Gegend  erkunden. Mit dem Haus haben wir auch ein Boot gemietet. Noch sind wir nicht ganz überzeugt, wie oft es uns aufs Wasser zieht. Das Boot ist aus Aluminium (schwedisches Fabrikat) und verfügt über einen Elektromotor mit Solarzellen. Mal sehen, wie weit es uns trägt… zumal bei komplett bedecktem Himmel. Außerdem schwankt es stark am Anlegeplatz. Wie will man da reinkommen? Und traut sich Clemens wirklich das große Objektiv mit an Bord zu nehmen? Fragen über Fragen, die wir sicher noch beantwortet bekommen.

 

Auf dem Rundweg durch einen See-nahen Birkenwald entdecken wir plötzlich einen größeren Schädel. (Praktisch als Puzzle, einige Teile fehlen allerdings noch). Nach langem Rätselraten: Reh, Damwild oder doch ein Einhorn und einer Ferndiagnose eines gerade in Thailand weilenden Jägerfreundes stellen wir fest, dass es sich um ein junges Wildschwein handelt. Siehe da, schon wieder was dazu gelernt!

Abends gibt es den Anreisetag-Klassiker: Frische Nudeln Bolognese. Dann eine Runde Rummykub. Nebenbei laden wir noch mal alle Akkus, damit wir bei besserem Wetter gleich losziehen können. 

Vor dem Schlafen färbt Annika dann noch schnell ein paar Eier (es ist ja schließlich Ostern) und wir checken noch kurz, ob alle Pforten zum Garten verschlossen sind, da es hier scheinbar eine veritable Wildschweinpopulation gibt und wir ungern die Vermieterin damit überraschen wollen, dass ihr hübscher Garten für die Kartoffelsaat vorbereitet und gepflügt wurde. 

Wie heißt es so schön bei James Bond: Tomorrow is another day. Und auf den scheint sich unser James schon jetzt zu freuen. 

20. April 2025, Ostersonntag

Der erste Tag bricht an. Auch heute ist uns der Wettergott nicht hold und der Himmel ist bezogen. Ab und an regnet es auch - der Regen soll aber zumindest im Laufe des Tages besser werden. Da es Ostersonntag ist, müssen ohnehin erstmal diverse Osterbräuche gepflegt werden. Eiersuche in Haus und Garten, Osterfrühstück mit den gefärbten Eiern – diese isst Clemens als Soleier: Mit Essig, Chiliöl und Senf – einfach köstlich! Nur der Hund muss auf sein Ostershooting noch warten, was er vermutlich nicht weiter tragisch findet. (Er weiß wohl auch noch nichts von seinem Schicksal).

Am späten Vormittag soll es dann losgehen. Der Åsnen hat viel zu bieten. Neben Wäldern, Seen und Mooren sind dies vor allem die Big Five: Seeadler, Fischadler, Kranich, Elch und Prachttaucher. Die wollen wir natürlich gerne zu Gesicht bekommen (Annika hat schon ein kleines Trauma, da wir trotz vielfältiger Schwedenaufenthalte in den unterschiedlichsten Regionen nur einen einzigen Elch am Rande der Autobahn gesehen haben. Deshalb stehen Elch, aber auch Prachttaucher und Fischadler ganz oben auf unserer „Bucketlist“.

 

Ziel ist es uns erstmal einen guten Überblick über die einzelnen Plätze um den See herum zu verschaffen, um einschätzen zu können, wo es was zu sehen gibt und wo die Touren der nächsten Tage hinführen sollen.

 

Nur wenige Kilometer vom Ferienhaus entfernt liegt der östliche Eingang des Nationalparks. Hier sind wir schon einige Male in früheren Urlauben gewesen. Ein schöner Buchenwald schlängelt sich als Landzunge in den See. Immer wieder sehenswert. Von da aus geht es nach Süden. Wälder, Seen und kleine Siedlungen säumen die Straße. Neu für uns ist, dass wir uns in der Apfelregion Schwedens befinden. Die Apfelblüte hat gerade begonnen und viele blühende Bäume zieren die Landschaft. Hier wären Vogelfotos toll…. Vielleicht ja auch ein Sperlingskauz, der hier auch zu Hause ist.

 

Wir fahren aber erstmal weiter in den Süden. Hier wird es etwas urbaner (sprich die Dörfer werden etwas größer), allerdings finden sich abseits der Hauptstr auch viel verlassene Höfe, die einen etwas morbiden Charme verbreiten.

 

Von Süden aus ragt die Halbinsel Getnö in den Åsnen. Wir fahren bis zum Campingplatz, wenden dort allerdings wieder und gehen ein paar Schritte an den See. Plötzlich versucht Clemens so diskret wie möglich auf sich aufmerksam zu machen und schraubt das ganz große Tele auf die Kamera: Ein Trauerschnäpper sitzt auf einer Birke am See – sehr adrett im sanften Grün. Der muss natürlich fotografiert werden. Als er auffliegt, gehen wir noch ein paar Schritte am Seeufer entlang. Es zeigt sich, dass er mindestens genauso neugierig ist wie wir und immer wieder vor uns auftaucht. So gelingt das ein oder andere schöne Foto. 

Auf der Rückfahrt von der Halbinsel tauchen die ersten Kandidaten der Big Five auf: Kraniche! Eigentlich nicht so besonders, aber sie stehen sehr adrett im Schilf und müssen (natürlich auch als Beweis) auf den Sensor gebannt werden. Wir hätten nicht gedacht, schon am ersten Tag einen der Big Five zu sehen. Das Ganze fängt sehr gut an.

Auf dem Rückweg freuen wir uns auf etwas essbares (es sind noch Reste von der Bolognese da) und wollen eigentlich schnell nach Hause, als Clemens vorschlägt uns noch mal das Naturschutzgebiet auf der Halbinsel Agnäs anzuschauen. Auch dieses liegt nur wenige Kilometer vom Ferienhaus entfernt. Auch der Hund würde sich schließlich über etwas mehr Bewegung freuen.

 

Dort empfängt uns ein wunderschöner Buchenwald und wieder mal eine Halbinsel. Der Rundweg führt an die Spitze derselben und ist etwa 4 Km lang. Das schaffen wir auch noch. Vielleicht sehen wir ja etwas Spektakuläres in diesem Teil der Landschaft, der kaum von Wanderern aufgesucht wird.

 

Auch hier wüten die Wildschweine. Fast unter jedem Baum ist die Erde umgegraben und wir sind doch immer etwas besorgt, wenn der Hund plötzlich wir gebannt in den Wald starrt. Wir sehen allerdings nichts. Dafür hören wir einige Spechte, die mit unserer Anwesenheit mehr als unzufrieden sind.

An der Spitze angekommen duckt sich Clemens plötzlich und pirscht den Uferweg entlang. Ein Prachttaucher. Leider recht weit weg, aber immerhin. Der taucht immer wieder und lässt sich Flusskrebse schmecken. (Da gibt es immerhin ein Beweisfoto). Zack: Nr zwei auf der Liste!

Auf dem Rückweg schaut Clemens immer wieder gen Wasser in der Hoffnung den Prachttaucher noch einmal zu sehen, aber der ist verschwunden. Dafür horcht Annika immer wieder auf, da ein Vogel regelmäßig schreit. Sie behauptet, es sei der Fischadler. Und siehe da, auch dieser zieht seine Kreise über uns. Auch hier werden es mehr Beweisfotos als Beiträge für Wettbewerbe – aber immerhin. Nr. 3 von 5 – und das an einem Tag. Hier werden wir uns sicher ein weiteres Mal umsehen.

Dann erstmal nach Hause, essen, Fotos sichten und eine kleine Pause, bevor es abends noch mal nach Växjö zum ICA Maxi geht. Wir haben uns vorgenommen mal für mehr als einen Tag einzukaufen, damit wir nicht jeden Tag ins 30 Km entfernte Växjö fahren müssen. Also nichts wie los. Es ist inzwischen kurz vor acht und wir fahren durch Wald und Feldlandschaften als Clemens plötzlich sagt: Was ist denn das dort rechts auf dem Feld? Und siehe da, zwei Elche, die ruhig und genüsslich an den frischen Birkenzweigen am Waldrand knabbern. Annika kann ihr Glück kaum fassen und ist gleichzeitig fassungslos, dass wir keine Kamera dabeihaben. So müssen Handy und Insta herhalten. Die Videos sind nicht optimal, aber immerhin: Elche!!! Wir beschließen in den nächsten Tagen die Waldränder im Blick zu behalten und natürlich unsere Kameras parat zu haben. (Wobei wir uns sicher sind, dann keine weiteren zu sehen). 

Dann einkaufen – abends soll es eine Brotzeit mit Brathering, Eiern und diversen schwedischen Brotbelägen geben. Für Montag haben wir für thailändisches Essen eingekauft.

Ein erfolgreicher Tag geht zu Ende. 4 von 5 und ein Trauerschnäpper - und das am ersten Tag. So kann es weitergehen!

21.04.2025, Ostermontag

 

Wieder empfängt uns der Morgen mit einem wolkenverhangenen Himmel und so lassen wir es auch heute erstmal gemütlich angehen mit Kaffee und einem leckeren Frühstück.  Anschließend soll es gar nicht so weit weg gehen, nur wenige Kilometer südlich von unserer Behausung und direkt neben dem Eingang „Sunnabron“ des Nationalpark Åsnen liegt das Naturreservat Hunshult. Ein ca. 4km langer Wanderweg führt durch das Waldgebiet und an verschiedenen Ufern der Seenlandschaft vorbei.

Bevor wir uns aber auf den Weg begeben, machen wir noch einen kleinen Abstecher zu einem Aussichtssteg. Und siehe da, der Himmel reißt auf und taucht alles in ein warmes, sonniges Licht. Das genießen auch zwei Kanadagänse und lassen sich dabei von uns ungestört fotografieren. 

Der eigentliche Wanderweg führt durch einen wunderschönen Mischwald, mit reichlich Buchen, deren frisches Grün im Sonnenlicht leuchtet. Es ist windstill und herrlich warm. Nur das Gehen ist etwas anstrengend, da man sehr aufpassen muss, auf dem trockenen Laub, dass Steine Wurzeln versteckt, nicht ständig auszurutschen. Schließlich hat Clemens das RF 600 mit der R1 und Annika das RF 100-300 mit der R6m2 über der Schulter hängen und damit sollte man tunlichst nicht stolpern und hinfallen!

 

Etwa nach 1/3 des Weges kreuzen wir die Straße. Gleich auf der anderen Seite springt James genüsslich in einen Tümpel. Währen er vor Schlamm triefend wieder heraus steigt, entdecken wir im Wasser massenhaft Froschlaich und bereits geschlüpfte Kaulquappen. Das wäre der ideale Ort, um das geliehene LAOWA Objektiv auszuprobieren! Sich die Stelle zu merken ist nicht schwer und wir beschließen, später am Tag noch einmal dorthin zurückzukommen.

 

Der weitere Weg ist schön aber unspektakulär und so langsam merken wir das konzentrierte Gehen in Kombination mit dem Tragen der schweren Fotoausrüstung. Uns tun die Füße bzw. der Rücken weh und so sind wir nicht unglücklich, als wir wieder am Auto ankommen. Naja, James vielleicht schon, für den hätte es gut noch 10km länger sein können.

Wieder zu Hause gibt es eine kleine Regenerationspause, dann schnappen wir uns das LAOWA und fahren wieder los. James muss diesmal zu Hause bleiben, was er scheinbar aber nicht sonderlich schlimm findet. Auch wenn er es nicht zugeben mag, ganz unanstrengend waren die Touren hier bisher für ihn auch nicht.

 

Annika tobt sich am Tümpel mit der Kamera aus, Clemens filmt die ganze Chose. Für den ersten Versuch gelingen ein paar ganz passable Aufnahmen von Laich und Quappen sowie von einer Wasserschnecke. Sogar einer Köcherfliege, die dabei ist, sich einen Köcher zu bauen, kommt vor die Linse. 

Als Annikas Hose komplett durchnässt und dreckig ist – natürlich haben wir eine wasserdichte Unterlage vergessen – fahren wir wieder heim, gespannt darauf, wie die Fotos und Videos geworden sind.

 

Angefixt vom ersten Abend, möchte Annika zum Sonnenuntergang die hiesigen Wege abfahren, in der Hoffnung, nochmal einen Elch zu Gesicht und diesmal auch vor die Kamera zu bekommen. Also fahren wir gegen 19.30 Uhr nochmal los und drehen ein paar Runden an vielversprechenden Orten. Leider diesmal ohne Erfolg. Nur ein paar Rehe und Kraniche geben sich die Ehre. Dann treibt uns der Hunger heim.

 

Gekocht wird rotes Thaicurry á la Annika mit Hühnchen und Reis als Beilage, wobei Clemens die Schnippelaufgabe übernimmt. Es mundet sehr. Anschließend will Annika noch das nächste YouTube Video schneiden und hochladen, doch macht die Technik einen Strich durch die Rechnung. Es hakelt, ruckelt und gibt seltsame Töne von sich, tut aber nicht das, was es soll. Auch eine intensive Internetrecherche und diverse Reparaturversuche bringen keinen Erfolg und als es schon auf Mitternacht zugeht, muss Annika frustriert einsehen, dass es wohl besser Zeit zum Schlafen ist und morgen die ganze Schneidearbeit noch einmal komplett von vorne begonnen werden muss.

22.04.2025

 

Zur Abwechslung beginnt der Tag mal mit trübem Wetter. Dazu kommt immer mal wieder Nieselregen. Nach riesigen Spaziergängen steht uns heute nicht wirklich der Sinn (James schon, aber der wird nicht gefragt) und daher heißt es wieder einmal Location Scouting.

 

Wenn das Wetter in den kommenden Tagen mitspielt, wollen wir unser Glück bei der Birkhahnbalz versuchen. Dafür gibt es etwa 35km entfernt ein Moor, das extra einen Beobachtungsturm hierfür hat und genau den wollen wir heute schon mal anschauen. Denn wenn es dann ernst wird, müssen wir bereits vor Sonnenaufgang dort sein und dann ist es besser, den Weg bereits einmal im Hellen gegangen zu sein. Man kennt ja mittlerweile die tückischen schwedischen Wanderwege…

 

Taglamyren liegt direkt an der 23 und ist nicht zu verfehlen, ebenso der besagte Beobachtungsturm, der ca. 500m vom Parkplatz entfern am Rand der ca. 390ha großen, noch nie von Menschenhand berührten Moorfläche steht. Zugegeben, in dem tristen Grau des Tages hat das Areal eher etwas morbid-depressives und so schauen wir nur kurz auf dem Tum vorbei und setzen dann unseren Weg Richtung Stadt fort.

Nächster Halt ist Växjö. Wir wollen uns im Buchladen etwas eindecken (Clemens braucht neue Krimis und Annika mehr Lernmaterial) und dann im ICA Abendessen erjagen. Und dann geht es ab nach Hause.

Wieder am Haus, gibt es erst einmal den Rest Thai von gestern als Mittagessen. Dann setzt sich Annika erneut an das Video und Clemens baut im Garten sein Tarnzelt auf. Diverse Singvögel flattern hier um die Veranda, da sollte es doch möglich sein, nette Fotos zu bekommen. Als Bestechung streut er Vogelfutter aus. Dann heißt es  WARTEN!

Das Warten ist erfolgreich. Mehrere Meisen und eine Mönchsgrasmücke setzten sich adrett auf die für sie vorbereiteten Futterplätze und lassen sich brav ablichten. Clemens ist zufrieden. Annika macht derweil ein paar Lektionen in ihrem neuen Schwedischlehrbuch. 

Als der Sonnenuntergang sich nähert, machen wir uns wieder auf zur Elchsafari und fahren die bereits bekannten Straßen ab. Wie auch am Abend zuvor treffen wir viele Rehe, Kraniche, Hasen und Damhirsche an, aber keinen Elch. Leicht frustriert geht es deshalb wieder zurück zum Haus.

 

Gegen Frust hilft essen! Also bereitet Annika das Abendessen zu: Pfifferlingsbratwurst, dazu zweierlei (gekaufter) Kartoffelsalat und eine Pilzrahmsauce. Es schmeckt köstlich. 

Anschließend spielen wir noch das Escape-Game „Flucht aus München“ und fallen dann satt und doch zufrieden in unsere Betten.

23.04.2025

 

Ist der noch ganz bei Trost? Hat der mal auf die Uhr geschaut? Es ist 5.30 Uhr! Um diese Zeit jagt man doch keinen Hund aus dem Bett!! Nicht mit mir, soll der mal schön alleine nach draußen gehen, ich bleib bei Frauchen im Bett liegen und poof noch ne Runde.

 

Außerdem will der doch eh nur wieder in diese komische braun-grün-irgendwasfarbene Hütte, die Herrchen und Frauchen gestern im Garten aufgebaut haben. Da darf ich sowieso nicht mit rein. Und davor rumlaufen darf ich auch nicht. Angeblich würde ich da die Vögel vertreiben. Als ob ich mit denen was am Hut hätte …

 

Kurz vor sieben sieht er wohl selbst ein, dass das eine blöde Idee war und krabbelt wieder ins warme Bett zu uns. Er murmelt noch was von „Hab nichts vor die Linse bekommen“ und schläft dann wieder ein. Gut so.

 

Schnüffel Schnüffel Schnüffel – Was riech ich denn da? Es riecht nach… Wald… Tier… Fleisch… Wildschwein… Sie essen Wildschweinsalami zum Frühstück und glauben ernsthaft, ich würde das nicht mitbekomme?????? Aber da haben sie die Rechnung ohne Mr. Ich- kann-soooo-lieb-gucken-und bin-auch-sooo-verhungert gemacht. Wenn ich denen nur genug auf die Hose sabbere, wird schon ein Stück für mich abfallen. GEWONNEN!

 

Gegen Mittag kommen die Alten endlich auf Trab. Wir fahren zwar wieder an einen ort, wo ich nicht von der Leine darf, aber okay, dass will ich denen nochmal durchgehen lassen. „Trollberget“ soll es hier heißen. Irgendwas mit Sagenwald. Ja was sagt der denn? Ich hör nix. 

Dafür rieche ich ganz viel: Laubbäume, Nadelbäume, Moose, andere Tiere und Wasser. Natürlich gehen wir erst den Weg, der nicht zum Wasser führt. Das machen die bestimmt extra, um mich zu ärgern. Naja, ich will es denen nochmal durchgehen lassen. Immerhin bekomme ich bei der Rast auch was vom Proviant ab und sogar eine Kaustange extra für mich hat Mama eingepackt. Manchmal kann die ja doch ganz nett sein.

 

Und dann kommen wir endlich doch an den See. Leider darf ich nicht lange ins Wasser – irgendwas wegen Nationalpark, Schutzzone und Brutgebiet oder so. Aber ganz kurz die Pfoten kühlen und einen Schluck trinken kann ich dann doch. 

Plötzlich raschelt es über mir und ich weiß sofort: Da oben ist einer meiner speziellen Freunde – ein Eichhörnchen. Ich liebe Eichhörnchen und gucke denen immer ganz fasziniert zu. Warum ausgerechnet Eichhörnchen weiß ich auch nicht. War aber schon immer so. Vielleicht, weil die einen genauso schön puscheligen Schwanz haben wie ich, oder so genau so elegant durch die Welt hüpfen.

 

Papa muss das natürlich gleich wieder fotografieren. Auch gut, so habe ich genug Zeit, mir das Tier genau anzuschauen.

Irgendwann sind wir dann wieder am Auto. Ich glaube ja, das waren so 10 Minuten und vielleicht 100m, die wir geschlichen sind. Mama und Papa behaupten allerdings, dass es gut 4km und 2 Stunden waren. Und dass sie jetzt erstmal ne Mittagsstunde brauchen – Luschen! Obwohl, ganz so schlimm ist es dann doch nicht, mich wieder an die beiden zu kuscheln und das Erlebte nochmal im Traum nachzuerleben.

 

Gegen frühen Abend wird Frauchen unruhig. Wie heißt es doch so schön: Am Abend wird der Faule fleißig. Das Sprichwort muss sie erfunden haben. Und dann macht die etwas nur für mich. Quasi Mamma-Hund-Qualitytime. Sie holt aus dem Schuppen ein Fahrrad und wir radeln los. (Papa sitzt derweil schon wieder mit seinem Spielzeug auf der Terrasse und starrt Löcher in den Garten) 

Huuiiiii, was ein Spaß. Endlich kann ich mal so richtig Tempo machen! Und der Waldweg ist auch noch so schön angenehm für meine Pfoten. Kurz müssen wir zwar halten, da auf dem Weg vor uns eine Auerhenne sitzt (und mein altes Frauchen dann auch noch zu langsam ist, das Handy für ein Foto zu zücken), aber dann geht die lustige Fahrt weiter. Ich muss zugeben, am Ende der Strecke (8km im Galopp oder sehr schnellem Trab) bin ich dann auch tatsächlich etwas platt. So ist es dann auch nicht schlimm, wenn der restliche Abend von meinen Menschen ruhig angegangen wird. Ich schlaf jetzt ne Runde und träume von den möglichen Abenteuern, die wir morgen erleben werden!

 

24.04.2025

 

Heute ist ein Gammeltag. Der Himmel ist grau und irgendwie ist es auch etwas ungemütlich nasskalt. So schlafen wir erstmal aus und Clemens geht nach dem Frühstück in sein Hide, während Annika es sich mit dem Schwedischbuch auf dem Sofa gemütlich macht. Also ist der Morgen doch noch erfolgreich. Clemens schießt ganz ansehnliche Fotos von Rotkehlchen, Meisen und Grasmücken und Annika sorgt dafür, dass sie die Kommunikation bei Einkauf und Co souverän übernehmen kann.

Einkauf ist das Stichwort. Da das Wetter immer noch mäßig ist, sich später aber bessern soll, beschließen wir den notwenigen Einkauf gleich hinter uns zu bringen. Immerhin haben wir es geschafft gestern gar nicht einzukaufen. So fahren wir gen Växjö und besorgen Fisch für das Abendessen (Dorsch, Seewolf und Plattfisch), den wir mit Kartoffeln, Pak Choi und Sauce Hollandaise zu verspeisen gedenken. Damit wir Morgen nicht gleich wieder losziehen müssen besorgen wir auch die Zutaten für Köttbullar – ein absolutes Muss bei Schwedenaufenthalten. Außerdem fahren wir noch in den Stadium Outlet, wo wir eine Matte zum Unterlegen bei Makroaufnahmen und zwei Trinkflaschen erstehen. Annika kauft sich außerdem noch einen sexy Mückennetz für den Kopf und hofft, dass dieser hilft. Gegen die Zecken, die sie gerade reihenweise einsammelt, dürfte der jedoch nutzlos sein.

Nach einer kurzen Pause und der Hoffnung auf besseres Wetter ziehen wir dann doch noch mal los nach Bjurkärr. Hier reißt dann doch noch mal der Himmel auf und die Sonne lässt sich am Horizont erblicken und gibt den Blick frei auf wunderschöne Panoramen, die natürlich gleich fotografiert werden müssen. Nur Tiere gibt es, abgesehene von ein paar Mäusen und ein paar Singvögeln keine. Eigentlich schade, da der Åsnen mit einer wunderbar glatten Oberfläche aufwartet. Als Entschädigung sitzt auf dem Rückweg dann doch noch ein Reiher im warmen Abendlicht und eine größere Gruppe Damhirsche zeigt sich am Waldrand. Beim Fotografieren des Reihers wird Annika gleich von einem älteren Schweden zu unserer Ausrüstung befragt, so dass sie ihr Schwedisch gleich anwenden kann. 

Es folgt die obligatorische Runde auf der Suche nach Elchen (wieder erfolglos). Während Annika das Abendessen macht, sichert Clemens Fotos und Videos, damit wir Morgen wieder startklar sind und dann geht es auch schon bald ins Bett.

25.04.2025

 

In der Nacht hat es geregnet und nun ist es zwar trocken, aber sehr nasskalt draußen. Auch die Sonne versteckt sich noch hinter dicken Wolken. Nach reiflicher Überlegung und Sichtung diverser WetterApps entscheiden wir uns dafür, erst einmal am Haus zu bleiben und ein paar Videosequenzen zum LAOWA Objektiv zu drehen und erst zum späten Nachmittag zu einem Ausflug aufzubrechen.

Damit der Hund bis dahin nicht allzu kurz kommt, schwingt Annika sich nochmal aufs Rad und dreht mit ihm eine kleine Runde durch den angrenzenden Wald.

 

Als es auf 17 Uhr zugeht, machen wir uns nochmal auf zur Halbinsel Getnö. Wir parken am Campingplatz und gehen dann den ca. 5km langen Wanderweg, der an mehreren Gewässern vorbei führt und durch einen wunderschönen Wald mit Teppichen aus blühenden Blaubeeren besteht. An einem Angelsee steht ein Vogelbeobachtungsturm, den wir erklimmen wollen. Es heißt, dass es in dem See viele Karpfen geben soll und sich daher der Fischadler hier gerne sein Frühstück oder Abendessen organisiert. Das Holz ist morsch, die unterste Stufe bereits durchgerottet und der eine Holm hängt nur noch frei in der Luft. Es knirscht gewaltig, als wir hochsteigen und Annika ist etwas mulmig zumute – wird der Turm uns wirklich aushalten? Egal, Augen zu und hoch! Der Blick ist wunderschön, über uns kreisen Bussarde und Milane – aber der Fischadler lässt sich nicht blicken. 

Nach dieser kurzen Rast wandern wir weiter. Der weitere Weg ist schön aber unspektakulär. Was allerdings spektakulär scheint, sind unsere Objektive, die diverse Blicke und Nachfragen anderer Wanderer nach sich ziehen – dieses mal sind es allerdings Holländer und Deutsche, so dass die erlernten Schwedischkenntnisse diesmal nicht zur Anwendung kommen.

 

Als wir wieder losfahren wollen, sehen wir auf der Wiese neben dem Campingplatz zwei Rehe, die in der Abendsonne äsen und wunderbar für uns modeln.

Zurück am Haus ist es schon spät, die Sonne ist untergegangen und unsere Mägen signalisieren uns, dass die Abendessenszeit gekommen ist. Es gibt nochmal den Fisch von gestern (im Laden sah es gar nicht so viel aus…) mit Pack Choi und  Potatisgratäng .

Dann fallen wir müde in die Betten!

26.04.2024 Hochzeitstag

 

Das Wetter ist noch immer bedeckt am frühen Morgen. Trotzdem fährt Clemens zum Sonnenaufgang ans Wasser. Leider scheint er der einzige Frühaufsteher zu sein und so kommt er kurz vor sieben ohne Fotos wieder ins Bett gekrochen.

 

Auch heute lassen wir es wieder langsam angehen. Nach einem ausgiebigen Frühstück drehen wir noch ein Video für YouTube über Gartenvögel. Und dann lässt sich endlich die Sonne blicken und mit ihr zahlreiche Insekten. Beste Voraussetzungen also, dass Annika nochmal mit dem Makro spielt. Ein paar lustige Bilder kommen dabei raus.

Auf den Geschmack gekommen, machen wir uns kurze Zeit später nochmal zu dem Tümpel mit den Kaulquappen auf. Mal sehen, ob die kleinen schon gewachsen sind. Diesmal sind wir auch mit einer wasserdichten Unterlage ausgerüstet. Alles ist prima. Annika hat das LAOWA an der R6M2 und Clemens sein Lieblingsobjektiv, das RF 135mm, an der R5. Nun heißt es frisch ans Werk… wenn, ja wenn Annika nicht vergessen hätte, eine Speicherkarte in ihre Kamera einzulegen. Tolle Wurst! So müssen wir uns die R5 teilen. Aber wann wäre das eheliche Teilen nicht sinnhafter als am Hochzeitstag? So bringen wir beide dann doch noch ein paar nette Waldfotos von Flora und Fauna zustande. Und dann entdecken wir am Wasser auch noch ein Trittsiegel von einem Otter - näher werden wir diesem Tier wohl niemals kommen.

 

Auf dem Rückweg stoppen wir an der Stelle, an der Clemens heute Morgen bereits war. Natürlich zeigt sich nun der Seeadler und wir haben nichts fotografisch passendes dabei. Irgendwie ist heute der Wurm drin!

 

Leicht frustriert und mittlerweile hungrig fahren wir wieder heim. Annika stellt sich in die Küche, Clemens sortiert die Videos vom Nachmittag.

Zum Abendessen gibt es heute traditionell schwedische Köttbullar nach dem original ICA-Rezept mit Kartoffelpü, brauner Soße, Preiselbeeren und gebratenen Pilzen (letzteres ist nicht traditionell, aber lecker!)

Nach dem Essen vertreten wir uns nochmal die Füße im Wäldchen neben unserem Domizil und anschließend widmet sich Annika dem Schneiden des Videos. Das soll schließlich Sonntag online gehen. Um das Unterfangen gemütlicher zu gestalten, schauen wir dabei „Wer weiß denn sowas?“ und knabbern noch ein paar Kräcker mit Käse.

So geht ein sehr gemütlicher Hochzeitstag zu Ende.

25.04.2025

 

Die Sonne lacht vom wolkenlosen Himmel und wo es windgeschützt ist, ist es herrlich warm. Deshalb beschließen wir auf der Terrasse zu frühstücken. Außerdem ist uns heute nach Nichtstun. Und so verbringen wir den Tag entweder lesend auf der Terrasse (Annika) oder mit der Kamera im Garten (Clemens). Was man hierbei gerne unterschätzt, ist die Kraft, die die Sonne schon hat. Und so zieht sich Annika den ersten anständigen Sonnenbrand des Jahres zu. Die Sonnenmilch steht derweil sicher im roikierschen Badezimmer. 

Der Hund wird nicht müde uns ständig sein Spieli zu bringen. So kommt auch er mal auf seine Kosten. Die Zeit vergeht und eh wir uns versehen ist es später Nachmittag.

 

Ganz ohne Bewegung geht es dann aber doch nicht. Also fahren wir nach Ulvö, wo es einen alten Bahndamm gibt, der zum Wander- und Radweg umgestaltet wurde. Er führt ganz pittoresk über mehrere Brücken und Dämme immer zwischen zwei Gewässern entlang. Leider frischt der Wind immer mehr auf und wird irgendwann unangenehm kühl. So dreht Clemens noch die ein oder andere Videosequenz und dann kehren wir irgendwann um und erreiche nach gut 3km auch schon wieder das Auto.

Da wir keine Lust haben nochmal ne lange Tour zu fahren, begnügen wir uns mit einem ICA Nära (ähnlich einem Dorfladen, der nur das nötigste führt), um unser Abendessen einzukaufen. Restverwertung steht auf dem Programm. Es gibt Wurstspaghetti – es ist ein bisschen wie Kindergeburtstag. 

Plötzlich krabbelt was über die Tischdecke. Das wird doch wohl nicht? Doch, es ist eine Zecke. Schnell will Annika sie killen, aber Clemens schlägt vor, sie nochmal mit dem LAOWA zu fotografieren. Gesagt, getan – anschließend muss das Model trotzdem sein Leben lassen. Mit diesen Untieren kennt Annika einfach keinen Spaß!

Dann spielen wir noch schnell ne Runde Rummikubb und gehen zeitig schlafen. Der Wecker klingelt morgen nämlich bereits um 3.45 Uhr. Ob wir uns das gut überlegt haben???

28.04.2025

 

Früh. Sehr früh. Zu früh! Aber egal, wir haben es uns vorgenommen, die Wetterprognose scheint optimal und wenn wir Glück haben, erwartet uns ein kleines Schauspiel der besonderen Art. Um 4.30 Uhr – also eine Stunde vor Sonnenaufgang – erreichen wir den Parkplatz von Taglamyren. Der kurze Fußmarsch zum Beobachtungsturm ist uns ja schon vertraut und zu unserer Freude sind wir die Einzigen, die sich dort oben einfinden.

 

Man hört das staccatoartige Rrrru Rrrru Rrrru Rrrru schon von Weitem, ehe man auch nur Umrisse erahnen kann. Doch dann blinken uns etwas entfern plötzlich mehrere weiße Hintern an. Sie sind tatsächlich da: wir zählen insgesamt 15 Birkhähne in Balz- und somit in Kampfstimmung in deren Arena. Wirklich koordiniert wirkt das ganze nicht. Ob die wirklich wissen, was sie da tun? Weibchen entdecken wir zumindest nicht, allerdings wäre es nicht verwunderlich, wenn diese gut getarnt in der Umgebung hocken und ungesehen dem Spektakel beiwohnen.

 

Fotografisch ist die Ausbeute nicht sonderlich hoch, da es über Nacht gefroren hat und nun durch die Sonne viel Feuchtigkeit und Hitzeflimmern in der Luft liegt, was die Bilder matschig und verschwommen erscheinen lässt. Trotzdem machen wir als Beweis ein paar Foto- und vor allem Videoaufnahmen und beobachten ansonsten die Tänze mit dem Fernglas. 

Gegen 5.30 Uhr stoßen noch drei ältere Herren aus Dänemark zu uns. Wir sind derweil ganz gut durchgefroren und ziehen gegen 6 Uhr zufrieden von dannen. Wir wollen direkt weiter nach Växjö zum ICA Maxi. Der macht allerdings erst um 7 Uhr auf und so holen wir uns noch einen wärmenden Kaffee und ein Fikabröd zum Frühstück an der Tanke gegenüber.

 

Um 6.59 Uhr stehen wir vor der Supermarkttür und sind tatsächlich die allerersten Kunden des Tages. Sowas ist uns auch noch nicht passiert! Die Müdigkeit treibt uns schnell durch den Laden und gegen 8 Uhr sind wir wieder am Haus, wo uns der Hund verschlafen begrüßt. In seinem Willkommenstaumel muss er sich irgendwie im Garten mit dem Falschen angelegt haben. Auf jeden Fall schüttelt und kratzt er sich plötzlich heftig und schaut ganz bedröppelt. Selbst als Herrchen den Rest Abendessen isst (immerhin Würstchen!), bettelt er nicht! Ein fachfrauischer Blick auf die Schnauze zeigt: es muss ein Bienenstich o.ä. sein. Dick geschwollene Lefzen und leicht hängende Augenlider bestätigen den Verdacht. Als vorbildliche und treusorgende Tierärztin hat Annika natürlich die Hunde-Reiseapotheke schön in Roikier vergessen! Clemens fragt besorgt, ob wir nicht besser zu einem Tierarzt sollten, und bekommt zur Antwort: „Ist unangenehm, aber nicht tödlich, also muss er da durch!“ Und siehe da, sobald das Spieli wieder ans Licht kommt, ist bei James alles vergessen und nach einigen Stunden die Schnauze auch wieder abgeschwollen.

Gegen Mittag „frühstücken“ wir wieder draußen. Beim wieder Reinbringen der Sachen hört Clemens es plötzlich in den Tannen neben dem Haus rascheln und entdeckt in etwa 6m Entfernung ein junges Eichhörnchen. Schnell holen wir unsere Kameras. Das kleine lässt sich nicht von uns stören und knabbert mal hier mal da an den frischen Trieben. Und dann kommt noch eins und noch eins und… insgesamt 4 Babyeichhörnchen springen umeinander herum. Wir sind denen völlig egal, selbst als Clemens sein Stativ aufbaut, lassen sie sich nicht stören. Und so schauen wir den Kobolden zu, bis sie sich wieder weiterbegeben. Was für ein erfolgreicher Tag bisher!

 

Gegen späten Abend kippt die Stimmung etwas. Während wir noch eine Runde EXIT spielen möchten, muss der Hund plötzlich dringend raus. Er erbricht sich und hat Durchfall. Es folgt eine schlaflose Nacht, in der es jede Stunde heißt: Hund rauslassen und anschließend seinen Hintern putzen.

 

29.04.2025

 

Aua, mein Bauch tut ganz doll weh und sobald ich Futter auch nur rieche, wird mir speiübel. Mamma und Papa tun alles, damit es mir wieder gut geht. So machen wir einen ruhigen Gartentag, wobei ich mich regelmäßig ins Gebüsch verziehen muss. Jetzt weiß ich, warum man sagt „hundeelend“.

 

Mittags verschwindet Mama mit dem Auto. Papa bleibt bei mir und pflegt mich weiter. Als sie wiederkommt, hat sie so eine eklige Paste mitgebracht. Die drückt sie mir dann gleich ins Maul – obwohl mir doch schon schlecht ist. Naja, irgendwie würge ich es runter und es bleibt sogar in mir drin.

Besser geht es mit damit trotzdem nicht – im Gegenteil. Irgendwann telefoniert Mama in einer komischen Sprache und kurz darauf verfrachtet sie mich in das Auto. Normalerweise freue ich mich ja auf einen Ausflug, aber heute…

 

Als wir ankommen, verschwindet Mama kurz und lässt mich im Auto zurück. Dann kommt sie wieder und wir sitzen ewig einfach nur so rum. Irgendwann darf ich dann doch aussteigen. Wo wir hingehen, kommt mir irgendwie bekannt vor. Ja, es sieht hier so ähnlich aus wie bei Mama auf der Arbeit. Auch hier soll ich erstmal auf die Waage. Mama sagt irgendwas von „gut 1kg abgenommen“. Dabei sieht sie besorgt aus. Sie freut sich doch sonst immer, wenn ihr das passiert…

Dann kommt eine Frau und ich muss auf den Tisch, werde untersucht und bekomme ein langes Ding in den Hintern. Soll das etwa ein Stöpsel sein? Nee, dafür ist das zu dünn. Außerdem piept es irgendwann und wird wieder rausgezogen.

 

Dann kommt noch eine Frau und fummelt an mir rum. Sie spricht lange mit Mama und dann bekomme ich auch noch zwei Spritzen. Angeblich soll es mir damit besser gehen und wir fahren wieder heim.

 

Papa hat derweil zu Hause viel mit seinem großen Spielzeug gespielt und später eine Runde durch den Wald bei uns gedreht. Musste sich wohl etwas seine Pfoten vertreten.

Als ich wieder mit Mama zu Hause bin, fühle ich mich tatsächlich etwas besser. Mama kocht mir Essen und ich bekomme ein paar Bissen davon runter. Zum Entspannen fahren wir ans Wasser und schauen auf die Landschaft.

Auf dem Rückweg fährt Papa nicht direkt nach Hause. Plötzlich bleiben wir stehen und Mama und Papa steigen aus und spielen mit den langen Geräten. Ich verstehe die ganze Aufregung nicht und schlafe einfach weiter auf der Rückbank.

Abends kocht Mama irgendwas mit Huhn. Davon bekomme ich auch etwas ab, ein wenig fresse ich davon, aber viel schaffe ich nicht. Dann gehen wir gemeinsam ins Bett. Ich bin immer noch etwas unruhig, mein Bauch zwickt noch. Aber immerhin muss ich nicht mehr so oft schietern.

Vielleicht geht es mir ja morgen besser, dann machen wir wieder Schweden unsicher!

30.04.2025

 

Die Nacht verläuft ganz gut. James ist zwar noch sehr unruhig, muss aber nicht mehr raus, was schon ein gutes Zeichen ist. Trotzdem bleiben wir erstmal noch mit ihm zu Hause und schauen, wie er sich so macht.

 

Beim Frühstück kommt dann schon wieder ein zaghaftes Interesse and der Wildschweinsalami auf und auch den kläglichen Rest seines zerfetzten Spielzeuges trägt er schon wieder erwartungsvoll durch die Gegend. Allerdings merkt man ihm an, dass er noch ordentlich am gestrigen Tag zu knabbern hat – wen wunderts?! 

Als wir uns sicher sind, dass wir ihn für einige Zeit alleine lassen können, ohne dass größere Unfälle im haus passieren, machen wir uns auf den Weg nach Växjö zu unserem Lieblings-ICA. Das Auto kennt die Strecke mittlerweile schon auswendig und finden uns blind im Supermarkt zurecht. Aber zuerst steuern wir den angrenzenden Fischladen an. Wir wollen „Havskräftor“, also Kaisergranat, essen. Die gibt es dort frisch gefangen und vorgekocht. Dazu kaufen wir noch Baguette und Salat und Zutaten für einen Dilldipp ein.

 

Wieder zu Hause stellen wir erfreut fest, dass es dem Hund wirklich besser geht. Damit wir uns noch die Beine vertreten – wobei man im ICA schon knapp nen Kilometer zustande bringen kann - fahren wir drei wieder in unseren Lieblingswald nach Bjurkärr. Die Abendsonne wärmt zwar gut, aber es weht, wie schon den ganzen Tag, ein recht kalter Wind. Daher verweilen wir nicht zu lange am Wasser, sondern kehren bald wieder zum Auto zurück. Außerdem treibt uns die Lust auch unser Abendessen an. Trotzdem lässt Clemens es sich natürlich nicht nehmen, die beträchtliche Dammhirschgruppe (wir zählen 13 Stück), die sich allabendlich zuverlässig auf einer Grasfläche versammelt, zu fotografieren.

Schlauerweise hat Annika vor dem Spaziergang die Havskräftor bereits mit Marinade bepinselt, sodass die kleinen Scheißerchen nun direkt in den Ofen können. In der Zwischenzeit macht Clemens den Dipp und Annika den Salat. Was für ein Festessen!

Selbst der Hund fängt wieder an in der Küche nach dem Rechten zu schauen, wenn man darin wurschtelt. Dass er dann aber so eine Diätplörre als Zwangsnahrung verabreicht bekommt, findet er weniger erbaulich.

01.05.2025

 

Um 7.30 Uhr klingelt der Wecker. Uns dreien fällt das Aufstehen sichtlich schwer und kurz hofft der Hund, dass wir wieder alleine losziehen. Aber diesmal trifft ihn das selbe Schicksal wie uns.

 

Ohne Frühstück (verschmerzlich) oder Kaffee (schon deutlich problematischer) fahren wir nach „Osaby Säterie“ einem Naturreservat nicht direkt am Åsnen, aber am benachbarten Vederslövssjön liegt. Wir wandern eine 3,6km lange Runde durch Feld, Wald und am See vorbei, Clemens fotografiert eifrig und der Hund darf etwas schwimmen.

Es ist eine sehr schöne Runde und als wir zum Parkplatz kommen, stellen wir fest, dass es eine sehr gute Idee war, bereits um 8 Uhr hier zu sein. Es hat sich merklich gefüllt. Der 1. Mai ist in Schweden wie auch in Deutschland ein Feiertag und daher sind viele Ausflügler unterwegs.

 

Zu Hause gibt es dann das ersehnte Frühstück (vielleicht sollte man es eher Mittagessen nennen) und den noch mehr ersehnten Kaffee. Eine kleine Siesta kann danach auch nicht schaden.

 

Frisch ausgeruht geht es dann zum nächsten Abenteuer. Mit dem Haus haben wir ein kleines, einfaches Angelboot mit solargbetriebenem Elektromotor. Für James hatte Annika bereits extra eine Schwimmweste besorgt. So richtig gut findet er sie zwar nicht, hat aber keine andere Wahl.

 

Da wir ja nun mal Landratten sind, trauen wir uns nicht die Fotoapparate mitzunehmen. Nur die kleine Insta als Videokamera darf mit ins Boot, die wäre im schlimmsten Fall wenigsten wasserdicht.

 

Das Einsteigen und Ablegen gestaltet sich etwas… naja… unbeholfen. Wir hoffen inständig, dass uns niemand dabei zusieht. Aber als wir endlich vom Steg weg sind und über den See schippern, ist es richtig schön! James rollt sich auf Annikas Jacke zusammen und schlummert sogar etwas. Nach ca. 30 Minuten lässt der Motor langsam nach und da wie keine Lust auf Rudern haben, kehren wir in den sicheren Hafen zurück.

 

Auch das Anlegen und Aussteigen muss für mögliche Zuschauende ein wahrer Quell der Freude sein. Aber schließlich stehen wir alle drei wieder trocken an Land und das Boot liegt ordnungsgemäß vertäut an seinem Liegeplatz. Schade, dass es morgen stürmen soll, sonst hätte man glatt nochmal auf die Idee kommen können rauszufahren.

Da unser Kühlschrak nichts vernünftiges mehr für ein vollständiges Abendessen hergibt (Seeluft macht ja bekanntlich hungrig), fahren Clemens und Annika nochmal kurz vor Ladenschluss nach Grimslöv zum ICA Nära und kaufen ein paar Kleinigkeiten ein. James macht nicht mal Anstalten mitzuwollen – für ihn waren es genug Abenteuer heute!

 

Es gibt einen mediterranen Abend: Annika macht Bruscetta und marinierten, gebackenen Feta, dazu haben wir noch Käse (schwedisch) und den rest Dipp von gestern. Alles einfach aber sehr lecker.

James bekommt als Schonkost eine Portion Hühnerherzen, die er sehr gerne komplett auffrisst – juhuuu!!!

Den Rest des Abends verbringen wir mit Videos sichten, Tagebuch schreiben und ähnlichen Dingen.

02.05.2025

 

Der letzte Tag bricht an und uns überkommt der Abschiedsblues. Waren das wirklich schon zwei Wochen?? Wenn wir das Erlebte Revue passieren lassen, dann haben wir sicherlich eine perfekte Balance aus Erleben und Erholen für uns geschafft.

 

Das es heute gegen Mittag regnen und danach ordentlich winden soll, planen wir keinen großen Ausflug mehr. Gegen Nachmittag fahren wir nochmal nach Växjö, um uns zum einen im ICA und zum anderen im Buchladen zu bevorraten. Es müssen schließlich gut 5 Monate überbrückt werden. Und wir gönnen uns eine Fika im Café. Das hatten wir uns schon vom ersten Tag an vorgenommen.

Mit einigen Leckereien und 8 neuen Büchern treten wir den Weg zurück ins Haus an. Ein bisschen Pflichtprogramm müssen wir aber doch noch absolvieren. Wir drehen noch einige Videosequenzen auf der Veranda und im Wald. So kann auch James nochmal Nationalparkluft schnuppern und seine Marken setzen.

 

Zum Abendessen gibt es „Rudis Resterampe“ – einmal querbeet durch den Kühlschrank mit Würstchen und Ravioli. Schmeckt! Dann werden Sachen gepackt und Tagebuch geschrieben. 

Fest steht, dass wir nächstes Frühjahr wieder hierherkommen werden. Der Frühling am Åsnen ist einfach WUNDERSCHÖN!!!

Ende

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