Prolog
Seit einem Jahr nun fiebere ich der Grönlandreise entgegen. 9 Tage in und um die Diskobucht im Westen der Insel. Zusammen mit Tim und seiner Schwester sowie deren Mann.
Nun ist es endlich so weit, auch wenn zwischendurch die Weltlage und die Machtansprüche eines despotischen Präsidenten für etwas Ungewissheit gesorgt hat.
Grönland – das ist keine Reise wie jede andere. Das ist schon etwas Abenteuer. Dementsprechend schwer fiel das Packen. Was nimmt man nur mit? Und welches Fotoequipment ist das richtige, wenn man nur 8 Kg Handgepäck mitnehmen darf?
Im Büro stand auch noch so einiges an und dann hat auch der Kreistag am Tag vor der Abreise noch getagt. Das hatten wir alles schon mal geschmeidiger…
Donnerstag, 26.06.2025
Dann ist doch alles gepackt und am Vormittag soll Annika mich nach Padborg zum Zug bringen. Abfahrt um 09:06. So weit so gut.
Ungünstig nur, wenn das Handy einen um 6:25 Uhr durch eine Mitteilung weckt und die Bahn zur Kenntnis gibt, dass die Zugverbindung leider ersatzlos gestrichen ist. Und das schon 1,5 Stunden vor Abfahrt. Großartig.
Also schnell fertig gemacht, Sachen zusammengerafft und ab Richtung DK. Der Plan besagt, dass Annika mich nach Kolding bringt, von wo aus ein Zug fahren soll. So weit so gut. In Kolding angekommen müssen wir ca. 1 Stunde warten und genehmigen uns einen Kaffee und einen Schokocroissant. Der Hund ist noch im Halbschlaf und versteht das ganze nicht so recht, findet Kolding aber zumindest olfaktorisch ganz gelungen.
Dann kommt der Zug und bis Ringsted klappt auch alles wie geplant. Hier soll dann der Zug zum Kopenhagener Flughafen kommen. Das tut er auch, zwar mit Verspätung – aber er kommt. Leider kommt kurz darauf eine Durchsage, dass der Zug nur einen Teil der Strecke bedient. Stattdessen soll ich in Roskilde aussteigen und zum Kopenhagener Hauptbahnhof fahren. Da hätte ch dann auch in dem Zug bleiben können, in dem ich gerade war. Naja, wenn es denn so sein soll. Der Zeitpuffer sollte noch reichen.
Inzwischen habe ich eine Notgemeinschaft mit zwei Däninnen (Oma und Teenieenkelin) sowie einem Frankfurter gebildet. Wir checken Zeiten, scannen Züge und siehe da, gegen 13:30 Uhr kommen wir am Flughafen an.
Jetzt schnell eingecheckt und die Security Kontrolle über sich ergehen lassen. Das ist gar nicht so einfach, wenn man eine veritable Fotoausrüstung dabei hat. Alles auspacken und einzeln in die Schalen legen. Natürlich auch noch Gürtel und Schuhe aus und dann dauert es eine knappe Viertelstunde, bis ich alles wieder sortiert habe.
Dann ist die Freude groß, als ich Tim und die anderen treffe. Jetzt kann es losgehen.
Das tut es auch. Mit etwas Verspätung, aber immerhin. Und zu allem Glück gibt es sogar einen Kaffee und etwas zu essen!
Angekommen in Kangerlussaq beziehen wir erstmal unsere Hotelzimmer. Das Hotel mutet etwas an vergangene Zeiten an, ist aber völlig ok. Danach etwas Sightseeing im Dorf, dass aus dem Flughafen, einem Supermarkt und ein paar Wohngebäuden besteht. Zu 20 Uhr bekommen wir dann noch einen Tisch im Restaurant Muskoxen (Moschusochsen) und erfreuen uns der Leckereien, die dort feilgeboten werden. Ich entscheide mich tatsächlich für einen geschmorten Braten vom Moschusochsen.
Absolut lecker und regional. (Sonst müssen alle Lebensmittel auf die Insel gebracht werden). Nach dem Essen geht es dann erstmal ins Bett. Es ist zwar erst 22 Uhr, aber nach der heimischen Zeit schon 1 Uhr in der Nacht. Speziell ist auch, dass es in dieser Jahreszeit hier nicht dunkel wird. So kämpfen Müdigkeit und das Gefühl etwas unternehmen zu wollen gegeneinander und irgendwann schlafe ich ein.
Freitag, 27.06.2025
Aufgrund der Helligkeit und des Flugbetriebes vor meinem Zimmerfenster wache ich sehr zeitig auf. Es ist gerade mal sechs, als ich mich dazu entschließe die Kamera zu greifen und mich mal etwas außerhalb des Dorfes umzusehen. Nach kurzer Runde erreiche ich einen Schmelzwasserfluss und eine freundliche Sitzgelegenheit am Rande von diesem. So nehme ich erstmal ein Video auf (auch das darf ja nicht zu kurz kommen) als ich plötzlich ein paar Vögel auf und abfliegen sehe. Schnell stelle ich fest, dass es sich um Schnee- und Spornammern handelt. Beides Arten, die ich noch nicht vor der Linse hatte. Also schnell wieder ins Hotel und das Tele holen, dass ich erst zu Hause gelassen hatte, da ich eher mit Landschaft- statt mit tierischen Motiven gerechnet hätte. Und siehe da, immerhin gibt es ein schönes Bild von einer Schneeammer. Der Fichtenkreuzschnabel, der mir auch noch begegnet ist leider zu schnell für meine morgendliche Reaktionsfähigkeit. War allerdings auch meine Erstsichtung.
Dann schnell frühstücken und aus dem Hotelzimmer auschecken, denn gleich geht es auf große Fahrt zum Inlandseis. Dazu werden wir von einem Allradbus abgeholt, der sich langsam aber stetig durch die sehr unwegsame und unebene Straße quält. Bei jedem Abschnitt können wir die Stoßdämpfer weinen hören. Ab und an machen wir halt und bewundern die Landschaft, die sich irgendwo zwischen Mondlandschaft und norwegischem Fjell bewegt. Auch hier sind wieder Spornammern, Schneehühner, Schneehasen, Rentiere und sogar Moschusochsen zu sehen.
Nach gut 2 Stunden Fahrt vorbei an imposanten Gletschern kommen wir dann beim Inlandseis an. Wir steigen aus und müssen erstmal über eine Moränenlandschaft, die der Gletscher vor sich herschiebt. Für so einen Flachländler wie mich ist das erstmal eine Herausforderung zumal ich (ich habe ja gelernt) nicht auf das Tele verzichten möchte. Das ist auch angebracht, da es sich sowohl zur Naturfotografie eignet – ein Rentier steht sehr adrett an der Eiskante, ein anderes am Geröllhang. Aber auch Landschaften lassen sich hervorragend damit abbilden.
Leider ist nur wenig Zeit zum Fotografieren und auch die Drohne muss ungenutzt bleiben, da seit einigen Tagen Spuren eines Eisbären gefunden wurden und der Guide dann doch Sorge hat, die Gruppe nicht vollzählig wieder zum Bus zu bringen. Aber ein paar schöne Aufnahmen von diesem ungewöhnlichen Ort entstehen dann doch. Beseelt von diesen Eindrücken fahren wir wieder zum Flughafen, da unser Flieger uns um 17 Uhr nach Ilillusat bringen soll.
Wir sind guter Dinge und warten, als der Flug auf der Anzeige immer weiter nach hinten geschoben wird, um gegen 20:45 ganz gecancelt zu werden. Dann folgt eine Weile Ratlosigkeit auf allen Seiten. Wir kontaktieren unseren Reisveranstalter, der uns Tipps gibt, aber so richtig helfen die uns auch nicht weiter. Wir bekommen Essensgutscheine und werden wegen der Unterkunft immer wieder vertröstet. Schließlich stellt sich heraus, dass so viele Menschen gestrandet sind, dass nicht genügend Zimmer zur Verfügung stehen. Wir werden also zu einem Camp gefahren, wo wir erstmal bleiben sollen. Ein Zimmer für 2 Personen, Dusche und Toilette auf dem Gang und ein Standard, der sehr an meine frühen Pfadfinderzeiten erinnert. Wir vermuten, dass das Inventar noch aus den Zeiten der amerikanischen Aktivitäten auf dem Flugplatz irgendwann in den sechziger Jahren stammt. Da Peter (Name vom Verfasser geändert) sehr viel und laut schnarcht, sitze ich nun im Gemeinschaftsraum und schreibe Tagebuch. Naja, ist ja eh hell und inzwischen ist es auch schon fast 4 Uhr. Nicht wirklich schön.
Was uns aber noch mehr umtreibt ist die Tatsache, dass sich herauskristallisiert, dass wir erst am 29.06. am Abend weiterkommen. Und dann in die Hauptstadt Nuuk, wo wir eigentlich gar nicht hinwollen. Dann am nächsten Tag sehr früh morgens weiter nach Ilullisat (wo wir hinwollen). Da sollten wir eigentlich schon auf dem Weg auf die Diskoinsel sein. Die Walsafari, eines meiner persönlichen Highlights, verpassen wir heute. So richtig viel von der geplanten Reise bleibt da nicht übrig. Mal sehen, was dem Reiseveranstalter dazu einfällt.
Und die Aussicht auf weitere 2 Tage hier am Flugplatz in der Einöde ist auch nicht unbedingt erquicklich. Naja, schauen wir mal, wie es weitergeht. Jetzt versuche ich noch mal eine Mütze Schlaf zu bekommen…
Samstag, 28.06.2025
Da draußen gerade sehr schönes Licht ist verschiebe ich den Schlaf noch etwas und erkunde die Gegend rund um das Camp. Dabei bemerke ich, dass es überall singt und flattert. Schnell hole ich die Kamera und das Tele und begebe mich auf die Jagd nach Spornammern, die es hier zahlreich gibt und die auch nur wenig scheu zeigen. Sie erinnern ein bisschen an unsere Spatzen, haben aber eine attraktive Zeichnung, die von rot geprägt ist. Also vertreibe ich mir die Zeit und versuche sie in den schönsten Posen in heimischer Vegetation abzubilden, bevor ich mich noch etwas Flugaufnahmen widme. Doch dann obsiegt die Müdigkeit und ich lege mich etwas hin, bevor es Frühstück gibt.
Das ist dann tatsächlich ganz annehmbar. Zwar keine riesige Auswahl, aber das Notwendigste ist da. Vor allem gibt es Kaffee und der ist jetzt auch wirklich notwendig.
Während die meisten anderen Richtung Flugplatz pilgern beschließen wir es ruhig angehen zu lassen. Es sieht so aus, als ob immer noch nichts Richtung Ilulissat fliegt und wenn, dann wäre die Frage, ob wir auf den Flug gebucht sind. Wir erkunden also die Gegend etwas. Tim hat schließlich vorhin schon einen Schneehasen entdeckt. Die Gegend hier ist aber sehr abenteuerlich. Lauter verfallene Leere Häuser reihen sich an unsere Unterkunft. Hat irgendwie etwas von Wild West. Wenn jetzt hier noch Kakteen vorbeirollen und Road Runners durch die Szenerie laufen würden, dann könnten wir auch in Amerika sein. Kein Wunder, dass die das interessant finden.
Der Tag vergeht mit ausruhen, Fotografieren und Kaffeetrinken. Am Abend laufen wir noch mal zum Flugplatz um etwas zu essen. Neben dem Essen bekommen wir tatsächlich noch einen Schlüssel, so dass Tim für die zweite Nacht ein eigenes Zimmer hat. Nicht das schlechteste. Auch weil es etwas Nachtschlaf verspricht. Auch wenn es draußen noch hell ist, gehe ich gegen 22 Uhr ins Bett. Irgendwie ist da noch ein wenig Schlaf nachzuholen.
Morgen geht es dann abends weiter nach Nuuk (für sage und schreibe 10 Stunden über Nacht – warum auch immer) und dann hoffentlich weiter nach Ilulissat, wo wir die restlichen Tage verbringen werde. Aufgrund unserer Verspätung ist die Diskoinsel aus dem Programm gestrichen worden. Wenigstens die Walsafari und die anderen Schiffstouren konnten so gerettet werden. Wir bleiben gespannt.
Sonntag, 29.06.2025
Was wir heute tagsüber machen, werden wir sehen, wenn wir an den Flugplatz kommen.
Am Flugplatz angekommen ist die Lage zunächst stabil. Geplant ist der Weiterflug über Nuuk. Nicht gerade schön, aber wenn es denn so sein soll. Wie gesagt, hier lernt man Gelassenheit und ein wenig Respekt vor der Natur, die hier mehr bestimmt als bei uns.
Um nicht den ganzen Tag am Flugplatz zu verbringen, buchen wir spontan eine Tour zum Russel Gletscher. Damit sind wir wenigstens für 4 Stunden beschäftigt. Die Tour stellt sich als 45 minütige Wanderung entlang eines Flusses und durch wunderschöne Natur dar. Überall blühen Blumen so wie das Arktische Alpenveilchen, dass immer wieder pinke Akzente setzt. Leider lassen sich die Moschusochsen nicht blicken. Dafür sehen wir sowohl Spuren als auch Kot und am Vortrag wurden sogar einige Tiere gesichtet. Der Gletscher selber ist majestätisch und strömt Eiskalte Luft aus. Die Zeit vergeht wie im Fluge und dann geht es schon wieder zurück nach Kangerlussuaq. Unterwegs erreicht uns die gute Nachricht, dass unser Flug noch mal umgebucht wurde. Nun sollen wir noch heute Abend direkt nach Ilulissat kommen. Welch ein Glück. Unsere Reiseveranstalter finden auch ein Hotel für uns und nun kann die zweite Etappe unserer Reise endlich beginnen!
Jetzt muss der Flieger nur noch kommen und dann wird hoffentlich alles gut. Für Morgen ist auch gutes Wetter angesagt. Ilulissat – wir kommen!
Der Flieger verspätet sich dann doch noch zweimal, aber um 20:47 Uhr fliegen wir los. Die Wartezeit verbringen wir mit dem Gericht des Tages: Rentierbraten mit Sahnekartoffeln. Sehr lecker! Hier kann ich dann auch noch den letzten Verpflegungsgutschein nutzen, den die Fluggesellschaft verteilt hat.
Es ist schon fast wieder unwirklich im Flieger zu sitzen. Eine kleine Propellermaschine. Es erschließt es uns dann nicht so ganz, warum das Flugpersonal die Gäste 3-4 Mal durchzählt, aber dann geht es doch los.
Schon 40 Minuten später landen wir nach einem spektakulären Flug, der uns u.a. über den Eisfjord geführt hat. Irgendwie ganz unwirklich und doch sehen wir es klar vor uns.
Das Hotel, das uns aufnimmt holt uns vom Flughafen ab und bringt uns an unsere Schlafstätte. Tim und ich teilen noch mal ein Zimmer, doch an Schlaf ist ohnehin nicht Zu denken. Wir wollen Eisberge sehen! Deshalb waschen wir uns kurz den Staub von unserer Wanderung ab und dann geht es Richtung Meer. Der Blick ist kaum zu beschreiben. Die Eisberge reihen sich aneinander und werden von der Mitternachtssonne beschienen.
Bis weit in den folgenden Morgen fotografieren und staunen wir und schauen uns Ilulissat an. Wir sind uns sicher: Hier gefällt es uns und das Gesehene entschädigt für alles, was in den letzten Tagen schiefgelaufen ist. Doch nun rasch ins Bett. Morgen ist ein neuer Tag!
Montag, 30.06.2025
Die kurze Nacht macht sich dann doch etwas bemerkbar und ich bin dankbar, dass es ein deftiges Frühstück und einen Kaffee gibt. Anschließend werden wir samt Gepäck zu dem Hotel gebracht, in dem wir bis zum Ende unserer Reise unterkommen werden: Direkt an der Wasserkante mit Eisbergblick und Balkon zum Aussicht genießen. Da wir noch nicht einchecken können trinken wir erstmal noch einen Kaffee und dann geht es gleich wieder zum Wasser hinunter. Unterwegs fragen wir noch nach, ob wir vielleicht schon heute auf Walsafari kommen können. Das Wetter ist prima und das wäre sicherlich ein besonderes Highlight, da es Morgen regnen soll.
Leider sind keine Plätze mehr zu haben und wir schauen noch mal am Hafen vorbei. Vielleicht werden wir ja da fündig. Und richtig, ein kleinerer Veranstalter kann uns mitnehmen. Vorher checken wir aber noch im Hotel ein (die Zimmer sind fantastisch) und essen eine Kleinigkeit. Ganz regionaltypisch Thai-Curry.
Dann geht es auch schon los. Allerdings hat unser Walguide ein recht kleines Boot und wir müssen in enge Anzüge steigen, die wie Astronautenkleidung anmuten, um nicht zu unterkühlen. Und dann geht es mit hoher Geschwindigkeit los zu einer kleinen Bucht, in der Klaus, unser Skipper, Buckelwale vermutet.
Allein die rund einstündige Fahrt ist phantastisch. Im Slalom geht es um große und kleine Eisberge, die wie Statuen aus dem Wasser ragen und bei den eindrucksvollsten halten wir kurz an, um sie in Augenschein zu nehmen.
Dann kommen wir zu einer kleinen Bucht, die etwas abseits der Strömung liegt und in der es deshalb auch kaum Eisberge gibt. Dafür umso mehr Möwen und Eissturmvögel. Langsam schippern wir an einem Vogelfelsen vorbei und werden unfreiwillig zur Zielscheibe für Möwenkot. Als es zu unangenehm wird, drehen wir ab.
Als wir die Suche schon fast aufgeben wollen, entdeckt Klaus plötzlich zwei Buckelwale. Eine Mutter mit Kind, die in sehr seichtem Wasser in Ufernähe schwimmen. Rund eine Stunde sind sie in unserer Nähe, bevor wir wieder Ilulissat aufbrechen müssen. Auf dem Rückweg sehen wir dann noch einen weiteren Buckelwal, der allerdings deutlich weiter weg ist. Eine großartige Tour, bei der man den Eisfjord richtig fühlen konnte.
Zum Abendessen gibt es dann mangels Alternativen noch mal Essen beim Thailänder, der ja auch gar nicht schlecht war. Allerdings entscheide ich mich für Fish&Chips, da dies mit grönländischem Heilbutt zubereitet wird. Sehr lecker!
Danach gehen alle ihre Wege. Akkus aufladen, Tagebuch schreiben und was sonst so alles ansteht. Und ein bisschen Schlaf bekommen. Denn Morgen ist auch wieder ein aufregender Tag!
Dienstag, 01.07.2025
Heute steht die reguläre Walsafari an, die wir mit unserem Aufenthalt gebucht haben. Aber zunächst genießen wir das Frühstücksbuffet. Draußen regnet es erstmalig auf unserer Reise und statt des Spazierganges zu den Inuit-Kulturstätten und dem UNESCO Kulturerbe ziehe ich es vor, noch etwas Pause zu machen, Bilder zu bearbeiten und Videos zu sortieren. Außerdem müssen alle Akkus mal wieder aufgeladen werden. Ach ja… dann wollte ich mich noch nach einer Outdoorhose umsehen, da ich meine Hose für normales Wetter zu Hause auf der Leine hab hängen lassen. Das war wahrscheinlich dem etwas spontanen Reisebeginn am letzten Donnerstag geschuldet. Also ziehe ich los zu einem Bekleidungsgeschäft und versuche mein Glück. Schließlich sind Outdoorhosen hier das ultimative Kleidungsmittel. Die Auswahl ist überwältigend…. Allerdings nichts jenseits der Größe XL… Nachdem ich eine freundliche Verkäuferin fast in den Wahnsinn getrieben habe, ziehe ich unverrichteter Dinge wieder davon.
Wieder im Hotel angekommen beschließe ich, dass Waschtag ist und wasche meine einzige richtige allzweck-Outdoorhose, die voller Staub von den Wanderungen ist. Ich bin optimistisch, dass sie bis zum nächsten Tag wieder trocken ist, da ich am späten Nachmittag ohnehin die warme Hose brauchen, da es wieder aufs Boot geht.
Um 16 Uhr ist es dann so weit! Die nächste Walsafari wartet. Mal sehen, ob wir wieder Buckelwale zu Gesicht bekommen. Das Team besteht aus zwei jungen Frauen. Die eine betreut die Gruppe und die andere fährt das Boot. Das macht sie nicht weniger rasant als der Kollege am Vortag. Auch für die Wale haben die beiden ein Händchen. Schon nach kurzer Zeit entdecken wir Mutter und Kind, die allerdings nur langsam umherschwimmen. Deshalb wird der Kurs weiter gen Norden gesetzt, wo wir in kürzester Zeit gleich mehrere Individuen entdecken. Diese sind auch deutlich mehr rege als die beiden anderen, so dass wir in kürzester Zeit viele Fluken sehen, die sich auch gut vor der aufregenden Fels und Eiskulisse fotografieren lassen. Neben dem Heck bietet das Boot auch die Möglichkeit aufs Dach zu steigen und von da einen sehr guten Rund- um Blick zu haben.
Nach gut 3 Stunden geht es dann wieder in den Hafen bzw. an den Hotelanleger. Für usn ist es jetzt auch höchste Zeit, da wir einen Tisch im Hotelrestaurant reserviert haben. Dort gibt es das Tagesmenu mit Moschus-Tartar, Seewolf mit gegrilltem Fenchel, Backkartoffeln und Sauce Hollandaise sowie einem Sorbet aus Schwarzbeere und Schokoladenmousse. Sehr lecker. Frischer Grönländischer Fisch ist alleine schon eine Reise wert!
Zufrieden beenden wir den Tag und gehen auf unsere Zimmer. Morgen steht erst abends spät eine Aktivität an, so dass wir den Vormittag für uns haben.
Mittwoch, 02.07.2025
Nach dem Frühstück begebe ich mich dann zum Eisfjord. Ich will über die Berge klettern um ein paar Einblicke zu bekommen und auch ein paar Drohnenaufnahmen zu machen. Ich gehe gegen 10:30 guten Mutes los und laufe erst einmal durch den Ort um dann beim örtlichen Kraftwerk die Himmelstreppe zu erklimmen. Unendlich (zumindest gefühlt) führt sie das erste Stück auf den Berg. Oben bin ich wieder reif für das Sauerstoffzelt, Unterwegs begegne ich immer wieder Schneeammern, die allerdings nur dann direkt um mich rumfliegen, wenn ich das Equipment im Rucksack habe. Da viel Kletterei angesagt ist, traue ich mich nicht, einhändig zu klettern und die Kamera mit Tele in der Hand zu tragen.
Tapfer kämpfe ich mich weiter den Berg hoch, bis ich zu einer kleinen Hütte komme, bei der es Drinks gibt und die Sonnenstühle mit Rentierfellen auf der Terrasse stehen hat. Also stärke ich mich erstmal! Es gibt einen Waldbeercrumble und eine Ingwer-Zitronen Limo. Letztere habe ich mir sehr erfrischend vorgestellt…. Naja. Verbuchen wir es unter Erfahrung!
Also weiter den Berg hinauf! Ein toller Ausblick jagt den Nächsten. Zwischendurch immer wieder weiter Felder mit bunten Blumen und Flechten, die alle zum Fotografieren einladen.
Dann mache ich auch den ein oder anderen Drohnenflug. Beim Probeflug klappt alles ganz gut, auch wenn ich dauernd davor gewarnt werde, dass ich mich in der Einflugschneise des Flughafens befinde. Also fliege ich sehr niedrig und bin eigentlich ganz zufrieden und sehr gespannt auf die Bilder.
Ich habe noch ein ganzes Stück vor mir und muss sehr zu meine Verwunderung noch mal über einen Gipfel steigen. Mit meinem rd. 11-12 Kg schweren Rucksack so langsam eine Herausforderung. Aber ich halte durch. Nervös werde ich zum Schluss noch einmal, als mich ein Park Ranger anspricht, ob ich eine Drohne habe. Habe ich doch irgendwelche Hinweise übersehen? Ist das Fliegen hier gar nicht erlaubt? Aber dann berichtet er mir freudestrahlend, dass er auch eine hat und zeigt mir Drohnenbilder von schwimmenden Buckelwalen, die er ein paar Tagen geschossen hat. Sehr beeindruckend.
Weiter geht’s Richtung Hotel. Ich bin nach rund 5 Stunden und trotzdem nur 8 Km inzwischen mehr als erschöpft, Habe aber auch etwas Hunger. Kurzentschlossen gehe ich in den örtlichen Brugseni und kaufe ein paar Faxe Kodi, eine Packung Würstchen und Senf. Das Mittagessen gibt es dann auf dem Zimmer mit Diskobuchtblick. Es geht schlechter!
Dann noch etwas Pause und Bilder herunterladen, bis unsere Abendtour beginnt. Zu meinem großen Entsetzen stelle ich fest, dass die Drohne nur bei der Probeaufnahme aufgenommen hat und nicht bei den Flügen, die ich unternommen habe. Was für ein Mist. Naja, werde ich mich wohl mit arrangieren müssen, da kaum Zeit ist, die Tour noch einmal zu wiederholen.
Vor der Bootstour geht es dann noch richtig essen. Wir haben uns das Inuit Cafe ausgesucht. Ein Ort der sehr nach Imbiss aussieht, aber leckere grönländische Speisen bereithält. Ich entscheide mich für Moschusssteak und Tim für fangfrischen Heilbutt. So sind wir gestärkt für den Rest des Tages.
Die abendliche Bootstour ist großartig! Wir fahren ganz nah an die schwimmenden Eisberge ran, lernen viel über Eis und haben tolle Eindrücke, die zum Fotografieren einladen. Ein schöner Tag findet seinen gebührenden Abschluss.
Donnerstag, 03.07.2025
Heute heißt es früh aufstehen. Frühstück um kurz vor acht, da wir bereits um halb Neun am Anleger sein müssen, um unsere Tour zum Eqi Gletscher zu beginnen. 6 Stunden sollen wir unterwegs sein. Es geht wieder einmal durch die mit Eisbergen gut bestückte Diskobucht ein ganzes Stück gen Norden. Natürlich treffen wir auch wieder Wale. Zwei Buckelwale, die friedlich nebeneinanderher schwimmen und sogar die Fluke zeigen.
Kurz vor dem Gletscher kommt noch ein imposanter 70 m hoher Wasserfall, bei dem wir kurz halt machen. Dan geht es los! Fullspeed schlängeln sich die Boote durch das immer dichter werdende Eis und nach weitern 20 Minuten ist der Gletscher erreicht. Knapp hundert Meter ragt er aus dem Meer. Der Eqi ist einer der am stärksten kalbenden Gletscher Grönlands. 10-15 Meter schiebt er seine Eismassen Richtung Fjord, so dass dort mit lautem Knacken und Knallen (Das sind die platzenden Luftblasen) immer wieder Stücke abbrechen und ins Wasser fallen. Jetzt stellt sich die Frage fotografieren oder filmen? Ich entscheide mich für letzteres und kann ein paar spektakuläre Abbrüche einfangen. Auf meinem Youtubekanal kann man sich diese demnächst anschauen. Marie unser dänisch-grönländischer Guide hat Lunch für uns vorbereitet. Vegetarische Frikadellen mit Kohl und Couscous. Sehr lecker – bei der Aussicht allemal.
Doch auch jeder gute Ausflug hat mal ein Ende und wir fahren zurück nach Ilulissat. Auch auf dem Rückweg begegnen uns Wale. Wer sich für diese beeindruckenden Tiere interessiert, sollte einmal bei der Diskobucht vorbeischauen. Es lohnt sich!
Am Nachmittag setzt Regen ein und wir beschließen noch etwas Pause zu machen. Nach all der frischen Luft, der Bewegung und der Abenteuer bin ich ordentlich müde. Also, wieder Bilder runterladen und bearbeiten, etwas lesen und noch eine halbe Stunde schlafen.
Am Abend haben wir einen Tisch beim grönländischen Buffet im Hotel ergattert. Hier gibt es viel Leckeres! Heilbutt i verschiedenen Zubereitungen: Von getrocknet bis frittiert, geräuchert und gravad. Alles sehr lecker. Dazu Schwarzbeeren, Pesto, Meerrettich und Kohlsalat. An Warmen Gerichten gibt es Lamm, Moschus und Rentier mit Kartoffeln und Schmorgemüse. Auch das alles wirklich lecker. Auf dem Buffett ist auch Wal, den ich allerdings aus Prinzip nicht esse, da ich finde, dass der Mensch die Bestände dieser majestätischen Tiere schon viel zu sehr ausgedünnt hat. Ich kann verstehen wenn Naturvölker dies tun, ich möchte es selbst allerdings nicht.
Während des Essens erreicht uns die Nachricht, dass unser Flug eine knappe Stunde später startet. Das freut uns, da wir dann erst um 7:50 Uhr am Hotel abgeholt werden. Nicht schon eine Stunde eher.
Da es immer noch regnet verzichten wir auf einen Abendspaziergang und packen unsere Sachen. Dabei fällt mir auf, dass ich meine Stiefel seit Tagen weder gesehen noch genutzt habe. Ich packe noch mal alles aus, aber vergeblich. Dann kommt mir der Gedanke, dass ich sie im ersten Hotel in Ilulissat hab stehen lassen und rufe dort an – wieder vergeblich. Das Büro ist nicht mehr besetzt und der Mann an der Notrufnummer versteht nicht, was ich von ihm will. Naja, denke ich. Dann hab ich wenigstens kein Problem mit dem Gewicht… Ich schaue aber noch mal in den Gepäckaufbewahrungsraum unseres jetzigen Hotels. Und siehe da, da sind sie. Friedlich haben sie hier die letzten vier Tage verbracht. Wie schön, ich habe sie noch.
Dann aber schnell weiter gepackt. Ein wenig wehmütig bin ich ob der Heimfahrt, aber ich freue mich auch Frau und Hund wieder in die Arme schließen zu können.
Freitag, 04.07.2025
Jetzt heißt es Abschied nehmen. Ich packe die letzten Sachen, gehe noch einmal zum Frühstück und dann werden wir auch schon zum Flughafen gebracht. Der ist sehr klein und übersichtlich.
Greenland Air enttäuscht uns auch diesmal nicht. Über die bereits kommunizierte Verspätung verlängert sich die Wartezeit um eine knappe weitere Stunde. Dies ist darin begründet, dass kein Flugzeug zur Verfügung steht, das uns transportieren könnte. Die vorgesehene Maschine ist verspätet und so kommen wir nicht wirklich weg. Naja, Hauptsache wir schaffen unseren Flieger von Nuuk nach Kopenhagen. Aber auch das fängt langsam an zu wanken. Wenigstens gibt es einen Wurstimbiss im Flughafengebäude, so dass ich mir die Wartezeit mit Fransk Hotdog verkürzen kann. Ach was bin ich doch international unterwegs…
Irgendwann kommt die Maschine doch und alles geht ganz fix. Muss ich erwähnen, dass sich wieder keiner für unser Handgepäck und dessen Gewicht interessiert hat? Und da hab ich mir tagelang Gedanke gemacht, welche Teile der Fotoausrüstung ich zu Hause lasse. Es interessiert auch keinen, dass mein Fotorucksack in der Propellermaschine nicht in das Gepäckfach passt. Dann liegt sie halt vor meinen Füßen. Auch gut.
Die Maschine in Nuuk wartet auf uns, so dass wir gut 4 Stunden später sicher in Kopenhagen landen. Sehr ungewohnt, mit einem Airbus 330 neo zu fliegen, nachdem wir uns an die kleinen Propellermaschinen gewöhnt hatten.
In Kopenhagen geht es dann schnell ins Hotel und dann ist der Tag auch schon wieder zu Ende. Hier ist es inzwischen dunkel – ganz ungewohnt.
Samstag, 05.07.2025
Heute geht es nach dem Frühstück, bei dem ich mich von meinen Mitreisenden verabschiede mit dem Zug nach Hause. Völlig unerwartet fährt der Zug pünktlich aus Kopenhagen ab und kommt auch pünktlich in Padborg an, wo mich Frau und Hund in Empfang nehmen.
Während ich diese Zeilen schreibe, läuft schon die Waschmaschine und der Koffer ist ausgepackt. Jetzt warten nur noch knapp 1500 Bilder darauf, bearbeitet zu werden.
Die nächste große Reise kann also kommen. Wo die hin geht? Das steht noch in den Sternen. Klar ist auf jeden Fall, dass ich Euch wieder mitnehme.
ENDE